Prügel und Co.

Kampagne gegen steigende Gewalt am Arbeitsplatz

Burgenland
06.05.2010 12:57
Dass ein Fahrgast wegen 15,40 Euro einen ÖBB-Zugbegleiter verprügelt – wie erst vor Kurzem in einer nach Bratislava fahrenden Garnitur vorgekommen – sei zwar im Burgenland noch ein Einzelfall, doch immer öfter sind Beschäftigte in Verkehrs- und Dienstleistungsberufen Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt. Eine Kampagne, die die Gewerkschaft vida am Donnerstag in Eisenstadt vorstellte, soll deshalb Betroffene ermutigen, solche Vorfälle zu melden.

Laut einer bundesweiten IFES-Umfrage unter mehr als 1.800 Mitarbeitern in 51 Betrieben sah sich jeder Zweite schon einmal mit dem Problem konfrontiert. Das Thema ziehe sich durch alle Branchen, so vida-Landesvorsitzender Erich Mauersics: Rettungssanitäter würden oft angepöbelt, wenn sie Patienten abholen wollen, Krankenhausmitarbeiter müssen am Ende der Besuchszeit Beschimpfungen über sich ergehen lassen.

Belastung nimmt für Lokführer stetig zu
Auch Bahn-Mitarbeiter bekommen von Fahrgästen einiges zu hören. Mit den neuen Triebwagengarnituren gebe es in vielen Zügen keine Zugbegleiter mehr. Seien es eine nicht funktionierende Heizung, die Klimaanlage oder eine geringfügige Verspätung: "Ihren Frust lassen die Fahrgäste sofort am Lokführer aus, weil sie sonst niemanden haben, den sie ansprechen können", berichtete der Lokführer und ÖBB-Betriebsrat Robert Schmidt. Diese Belastung nehme ständig zu, teilweise wollten Lokführer von Personenzügen bereits auf Dienststellen umsteigen, wo sie nur mehr Güterzüge führen.

In Bruckneudorf etwa, wo 28 Lokführer Dienst versehen, gebe es derzeit elf Versetzungsbitten nach Kledering, einer reinen Güterzugdienststelle. "Relativ harmlos" seien noch Beschimpfungen der Lokführer im Führerstand durch vorbeigehende Bahnkunden. "Es gibt dann Leute, die spucken auch", manchmal würden auch Dosen oder Flaschen geworfen. In Tirol gebe es einen Fall, wo jemand mit einem Luftdruckgewehr "Zielübungen" auf einen Lokführer gemacht habe.

"Wann fahrst denn einmal, Depperter?"
Ähnliche Probleme mit Gewalt im Job kämen auch bei Bus- und Rettungsfahrern vor, im Gesundheits- und Pflegebereich nehme Aggression am Arbeitsplatz ebenfalls zu. Mauersics war 14 Jahre als Busfahrer unterwegs – wenn man dann zu hören bekomme: "Wann fahrst denn einmal, Depperter", dann sei das "nicht das Schönste". Und wenn dann einmal einer "ausraste" und etwas zurücksage, "dann heißt es: Der böse Busfahrer."

Gewalt im Job gehe aber auch von Vorgesetzten und Kollegen aus. Die Palette reiche hier bis zu Psychoterror, Mobbing und körperlichen Übergriffen, so Mauersics. Die Gewerkschaft vida fordert deshalb eine groß angelegte Informationskampagne der Sozialpartner und mehr Prävention durch Schulungen der Führungskräfte in den Unternehmen. Außerdem sollen die Betriebe sicherstellen, dass ausreichend Personal im Einsatz sei.

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