Skoda bringt nach Kodiaq und Karoq das nächste SUV auf den Markt: den Kamiq, der auf der gleichen Plattform wie der Skoda Scala steht. Der bietet ein Raumangebot, das in dieser Klasse seinesgleichen sucht, und ist in Sachen Digitainment einer der Vorreiter im VW-Konzern. Ohne Klicks in der Aufpreisliste geht es nicht - dafür wirkt der Kleine im Innenraum dann aber auch beinahe wertiger als ein Skoda Superb.
Aus der Fahrzeugpalette der Tschechen sticht der Kamiq richtig heraus: So eine auffällige Front hatte noch kein Skoda bisher. Die serienmäßigen hochliegenden LED-Tagfahrlichter hat der Hyundai Kona salonfähig gemacht (dessen Front aber viel aufgeregter wirkt). Voll-LED-Scheinwerfer kosten Aufpreis und kommen mit Laufblinkern.
Der Kamiq ist der Konzernbruder von VW T-Cross und Seat Arona und damit eigentlich ein Kleinwagen-SUV. Dafür ist er aber ungewöhnlich groß, nicht nur wegen 4,24 Meter Länge und 2,65 Meter Radstand. Auf der Rückbank können sogar groß gewachsene Mitreisende mit überschlagenen Beinen sitzen, und hinter die optional elektrisch betätigte Heckklappe passen 400 bis 1395 Liter Gepäck.
Im Innenraum fiel bei ersten Testfahrten das feine, entspannte Design auf - und vor allem die hochwertigen Materialien, mit denen sich der Kamiq auch vor einem Audi nicht verstecken muss. War Skoda mal die Billigmarke im VW-Konzern? Kaum zu merken, vor allem wenn man etwas in der Aufpreisliste stöbert. Serienmäßig ist ein 6,5-Zoll-Touchscreen, optional misst er bis zu 9,2 Zoll, hat einen Näherungssensor und gestochen scharfe Grafik. Das Navi wirkt freundlich, ist aber teilweise nicht sehr übersichtlich. Digital-Freaks werden das tolle virtuelle Cockpit (10,25 Zoll Durchmesser) mit fünf verschiedenen Ansichten ordern, das mit der billig wirkenden Version, die wir z. B. aus dem VW Polo kennen, nichts mehr zu tun hat.
Das hat auch einen Grund: Der Kamiq ist eines der ersten Autos im Konzern, die aus der dritten Generation des Modularen Infotainment-Baukastens schöpfen können, und dieses Up-to-Date-Sein merkt man. Eine SIM-Karte ist immer an Bord, Apple CarPlay funktioniert kabellos und wer sich alleine fühlt, kann Laura mitbestellen. So heißt die Sprachsteuerungsassistentin, die ganz normale Sprache verstehen soll.
Antriebshighlights kommen später
Angetrieben werden immer die Vorderräder. Unter der Haube hat man vorerst die Wahl zwischen zwei Dreizylinder-Turbobenzinern mit 95 und 115 PS und einem 115-PS-Diesel. Die beiden stärkeren haben wir bereits gefahren. Überrascht haben uns dabei die guten Manieren des Dreizylinders, der sein typisches Röhren nur dann zu Gehör bringt, wenn man ihn tritt. Das muss man aber nicht oft, weil er mit seinen 200 Nm ab 2000/min. sehr durchzugsstark daherkommt und seinen Dienst ziemlich spritzig verrichtet. Den Sprint von Null auf 100 km/h absolviert der mindestens 1156 kg schwere Wagen in 9,9 Sekunden (dann röhrt er aber) und er läuft bis zu 194 km/h. Günstig ist der Verbrauch: ab 4,8 l/100 km.
Auch der Diesel ist kraftmäßig sehr präsent und zieht sauber und verzögerungsfrei. Das rund 100 Kilogramm höhere Fahrzeuggewicht macht er mit seinem maximalen Drehmoment von 250 Nm ab 1500/min. annähernd wett. Im Normverbrauch ist er einen halben Liter genügsamer als der Benziner.
Später folgen noch der aus dem Konzern bekannte 150-PS-Vierzylinder-Benziner und ein Erdgas-Motor. Bei den Getriebevarianten ist das Siebengang-Doppel-Kupplungs-Getriebe hervorzuheben, das auffallend geschmeidig programmiert ist und es oft zulässt, dass man beschleunigt, ohne dass es gleich herunterschaltet.
Auch sonst ist der kleine Tscheche sehr angenehm zu fahren. Man sitzt recht hoch, die Lenkung ist zwar leichtgängig, aber nicht gefühllos, das Fahrwerk komfortabel. Trotz fast 19 Zentimeter Bodenfreiheit ist der Kamiq keineswegs schaukelig, sondern durchaus agil. Das gilt vor allem für das einen Zentimeter tiefergelegte Sport-Fahrwerk mit umschaltbaren Stoßdämpfern.
Die Preisliste fängt bei 19.570 Euro an. Da sind aktiver Spurhalte-Assistent und City-Notbremse schon mit dabei, aber keine Klimaanlage. Und die Optionsliste reicht weit, vom DAB-Radio über diverse Assistenzsysteme bis zum Adaptivtempomat. Skoda-typisch sind sogenannte Simply-Clever-Ideen wie die herausnehmbare Taschenlampe im Kofferraum, der Türkantenschutz, der beim Öffnen automatisch ausfährt, der Trichter für das Scheibenwaschwasser oder der Regenschirm, der in der Tür steckt.
Unterm Strich
Von billig kann insgesamt nicht die Rede sein - aber von viel Auto fürs Geld. Mehr als anderswo in diesem Segment. In Sachen Anmutung, Platzangebot, Digitalisierung und Assistenzsysteme wird weit mehr geboten, als in der Klasse und in dem Preissegment üblich ist. Markteinführung ist am 27. September 2019.
Warum?
Herausragendes Platzangebot
Top Fahreigenschaften
Opulentes Angebot in Sachen Ausstattung und Digitalisierung
Warum nicht?
Klimaanlage nicht serienmäßig
Oder vielleicht ...
... Hyundai Kona, Kia Stonic, Seat Arona, VW-T-Cross
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