Stefan Knittel

Er soll Salzburgs „U-Bahn“ auf Schiene bringen

Salzburg
30.08.2019 14:30
Die morschen Schwellen in den Anden Kolumbiens, darunter der tiefe Abgrund: Stefan Knittel blättert in den Fotos von damals. Es war eine Mammutaufgabe, eine verkommene Bahn wiederzubeleben. Jetzt will der Bauingenieur mit Know-how aus 20 Ländern in seiner Heimatstadt Salzburg die „U-Bahn“ planen.

Ist Salzburg nicht zu klein für eine U-Bahn?

Als U-Bahn würde ich die Linie nicht bezeichnen. Es geht nicht nur um eine „Mini-Bahn“ für die Stadt, sondern um eine Raumentwicklung für die ganze Region. Es hat bei uns leider eine wahnsinnige Tradition, dagegen zu sein. Jetzt spürt man, dass mehr Konsens in Verkehrsfragen da ist. Zum Vergleich: Wenn man den S-Bahn-Tunnel in München nicht hätte, bräuchte man eine zweimal 36-spurige Autobahn.

Versinkt das alles nicht im Salzburger Seeton?

Der ist natürlich speziell, aber es gibt mittlerweile etablierte technische Möglichkeiten zur Stabilisierung. Grundsätzlich gleicht für mich der Bau einer Linie durch eine Stadt einer Operation am offenen Herzen. Ich greife in den Bestand und den Betrieb ein, es ist immer eine Belastung. Ich bin deshalb ein Freund schneller Bauzeiten.

Die größten Belastungen?

Die Baustellen-Phase. Es wird viel Material bewegt. Wichtig ist, dass es so einfühlsam wie möglich passiert.

Oft sind Funktionen wie diese politisch besetzt

Dem war nicht so. Es war neutral und der Umgang sehr wertschätzend.

Sie haben früh im Ausland gearbeitet, prägt das?

Für meine Abschlussarbeit war ich in Schweden. Die Kinder in der Familie, wo ich gewohnt habe, waren strenge Sprachlehrer. Dann bin ich zurück nach Österreich und weiter nach Venezuela. Ein Freund der Familie hat dort in der Holzindustrie gearbeitet und mir beim Start geholfen. Mir war schnell klar: Ich komme überall gut durch, egal wohin es mich verschlägt.

War die Arbeit in Südamerika damals riskant?

Wichtig ist es, die Sprache zu beherrschen. Ich habe gelernt, eine Strecke ohne viel Geld am Laufen zu halten.

Werden sich geschätzte Kosten von 150 Millionen in Salzburg lohnen?

Da wird vorschnell über Karlsruhe geurteilt, wo es zu einer Kostenexplosion kam. Die Palette möglicher Maßnahmen ist groß. Grundsätzlich ist die Lage in Salzburg nicht einfach: Zu wenig Platz für zu viel VerkehrEs gibt viele Unterlagen und Ideen, die wir prüfen, um die beste Gesamtlösung zu finden.

Was wurde in der Vergangenheit verpasst?

Beim Siedlungswasserbau ist es sonnenklar, dass man den Bedarf prüft und schaut, wie er zunimmt. Man legt es schon Jahrzehnte im Voraus aus. Warum macht man das beim Verkehr nicht?

Sie wirken ruhig und sachlich. Wie sehen Sie sich?

Ich bin ein ehrlicher Teamspieler, gehe ohne Vorbehalte auf andere zu.

Ein kleiner Abschnitt bis Mirabell wird oft belächelt.

Es wird rauskommen, dass wir einen leistungsfähigen Korridor brauchen. Wenn ein Bau nur bis zum Mirabellplatz geht, reicht das nicht. Es muss ein Gesamtsystem für die Zukunft mit Schnittstellen zu allen Verkehrsträgern geben.

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