Wenn alle Jahre wieder Anfang September in Berlin die Internationale Funkausstellung (IFA) ihre Pforten öffnet, kommt es zum Showdown der TV-Hersteller. Fernseher zum Aufrollen, superscharfe 8K-Modelle, erste Prototypen der zukunftsträchtigen Micro-LED-Technologie, transparente TVs wie ein Fenster: Jeder Hersteller präsentiert den neuesten Stand seiner Technik und betont die Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Doch viele Geräte sind noch nichts für den Massenmarkt.
Nach dem Match „LCD gegen Plasma“, das TV-Interessierte vor zehn Jahren beobachten konnten, ist auf der IFA heute ein neuer Glaubenskrieg entbrannt. Wieder wetteifert eine selbstleuchtende Technologie mit LED-hintergrundbeleuchteten LCD-Fernsehern. „OLED gegen LCD“ lautet nun das Motto - und zwei südkoreanische Giganten spielen dabei die erste Geige.
Samsung pusht LCD-, LG OLED-Fernseher
Auf der einen Seite steht TV-Marktführer Samsung, wo man - nach OLED-Experimenten vor einigen Jahren - aktuell ausschließlich auf LCD-Fernseher schwört, sich mit Micro-LED-Forschung aber auch für die selbstleuchtende Zukunft wappnet. Und auf der anderen Seite LG Electronics, wo man in den letzten Jahren bei der Massenproduktion von OLED-Panels große Fortschritte gemacht und die Preise in erträgliche Niederungen gedrückt hat, sodass man mittlerweile nicht nur die eigenen TV-Fabriken, sondern die gesamte Branche - etwa Panasonic, Philips oder Sony - mit OLED-Panels versorgt.
Ließen die ersten Geräte, die LG vor vier, fünf Jahren auf der IFA zeigte und die erstaunliche Bildqualität boten, OLED-Befürworter schon das Ende von LCD prophezeien, hat sich die LCD-Fraktion zwischenzeitlich zur Wehr gesetzt. War OLED durch die zunächst sehr hohen Preise ohnehin nur für wenige TV-Käufer eine Option, haben Samsung und andere Hersteller LCD-Fernseher seither erheblich verbessert, farbverstärkende Quantenpunkte und immer besseres Local Dimming, also das lokale Zurückschalten der Hintergrundbeleuchtung, implementiert. Bei der Farb- und Schwarzdarstellung ist man OLED so deutlich nähergekommen.
„QLED“ vs. OLED stiftet Verwirrung
„QLED“ nennt Samsung derart auffrisierte LCD-Fernseher - zur Verwirrung der TV-Käufer, die hinter dem Markennamen oftmals eine OLED-ähnliche Bildschirmtechnologie vermuteten. Beim Preis hat man sich ebenfalls angenähert: Verbesserte LCD-Fernseher - die absoluten Top-Geräte von Samsung oder Sony bieten sogar schon 8K-Auflösung - sind teurer als Geräte ohne dimmbare LED-Direktbeleuchtung und Quantenpunkte und spielen auf ähnlichem Niveau wie die in der Zwischenzeit günstiger gewordenen OLED-Fernseher.
Das macht es spannend: Die OLED-Fraktion - allen voran LG, aber teilweise auch Sony, Philips oder Panasonic - setzt nach wie vor auf die selbstleuchtenden Panels aus den LG-Fabriken und bewegt sich mittlerweile in Preisbereichen, die auch für weniger Betuchte TV-Käufer erschwinglich sind. Die Rivalen mit ihren aufgemotzten LCD-Fernsehern - vor allem Samsung - bieten OLED durch die Verbesserungen der letzten Jahre bei der Bildqualität erfolgreich die Stirn, spielen aber eben auch auf einem ähnlichen Preisniveau. Da wird es spannend am Massenmarkt.
Bei 8K hat die LCD-Fraktion die Nase vorn
Das Wettrüsten der TV-Technologien ist allerdings noch nicht am Ende. Die LCD-Fraktion hat sich nämlich einen Auflösungsvorsprung herausgearbeitet: LCD-Geräte mit 8K-Auflösung von 7680 mal 4320 Pixeln hat Samsung schon im Vorjahr auf den Markt gebracht, während man bei der OLED-Fraktion erst jetzt nachziehen konnte. Leistbares 8K für den Massenmarkt gibt es bei OLED-Fernsehern auch heuer nicht, während Samsung schon dabei ist, die Preise zu drücken. Freilich: Mangels Inhalten in so hoher Auflösung profitiert man noch nicht von der neuen Schärfe, Inhalte in der auch bei OLED-TVs üblichen 4K-Auflösung von 3840 mal 2160 Pixel sind über Streaming-Anbieter schon gut zu bekommen.
LCD-Fernseher bald besser bei HDR-Inhalten?
Ein Aspekt moderner Fernseher, bei dem LCD-Fernseher ebenfalls die Nase vorn haben, ist das Hochkontrastfernsehen HDR: Die etwas höhere Maximalhelligkeit, die LCD-Fernseher zustande bringen, kann ihnen hier zum Vorteil gereichen. Und das dürfte sich künftig noch verschärfen: Wie der TV-Experte Ken Werner kürzlich in einer Analyse für „Heise“ festhielt, könnten OLED-TVs auf lange Sicht darunter leiden, dass sie nicht ganz so hell sind wie LCD-Modelle. In Hollywood greifen deshalb bereits immer mehr Studios bei der Feinabstimmung ihrer Filme zu Dual-LC-Displays mit Farb- und die Hintergrundbeleuchtung abschirmendem Schwarzweiß-Panel.
Filmstudios setzten beim Mastering ihrer Produktionen bisher auf OLED-Displays von Sony oder Panasonic, die eine Helligkeit von 1000 Candela erreichten. Die neuen LCD-Displays für die Filmproduktion schaffen bis zu 4000 Candela. Auf solchen Bildschirmen produzierte Filme, so Werner, könnten auf LCD-Fernsehern mit 2000 Candela Helligkeit noch sehr gut aussehen, auf 1000 Candela hellen OLED-Fernsehern würden aber Details verloren gehen. Durchaus möglich, dass der TV der Zukunft also sehr hohe Helligkeiten erreichen muss, wodurch LCD-Fernseher - möglicherweise mit sehr kleinteiliger Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung - hier in einigen Jahren die Nase vorn haben könnten. Für den Moment, hält Werner fest, sind aber OLED und stark optimierte LCDs das Maß aller Dinge.
Die nächsten Innovationen warten schon
Einen Blick in die Zukunft nach LCD und OLED erhascht man in der Technikwunderwelt der IFA etwa am Stand von Samsung. Die Koreaner forschen bereits seit einigen Jahren an sogenannten Micro-LED-Fernsehern, die - wie OLED-TVs - keine Hintergrundbeleuchtung brauchen und aus Tausenden winzig kleinen Leuchtdioden zusammengesetzt sind. Solche Geräte soll man eines Tages sogar modular nach Belieben zusammenbauen können. Die OLED-Konkurrenz hält derweil, ebenfalls schon seit dem Vorjahr, mit aufrollbaren oder transparenten Fernsehern dagegen, die in einigen Jahren wohl auch für weniger betuchte Käufer erschwinglich sein werden. Es bleibt spannend.
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