Es sollte nur ein Interview zum Anlass „100 Tage Landesrat Wolfgang Klinger“ werden, nichts weiter. Der Gaspoltshofener Bürgermeister ist am 23. Mai als Nachfolger von Elmar Podgorschek angelobt worden, jenem Blauen, der sich durch problematische Nachhilfe für die deutsche AfD letztlich untragbar gemacht hatte. Bei der rein aus Neugier gestellten Frage nach seiner Ideologie offenbarte sich Klinger aber selbst als Mann ziemlich „deutlicher“ Worte.
„Krone“: Was bedeutet Ideologie für Sie? Ist Ideologie wichtig für Sie und wo gehören sie da hin innerhalb der FPÖ?
Wolfgang Klinger: Sagen wir vielleicht eher Identität. Identität ist für mich dieses Österreich, so wie es aufgebaut wurde durch unsere Familien nach dem zweiten Weltkrieg. Die haben eine extreme Stärke entwickelt, aus schlechten Zeiten heraus, dieses Land wieder positiv zu entwickeln. Identität ist auch Sprache und Kultur, sprich Nationalität. Das ist für mich extrem wichtig. Und da gibt‘s den Begriff Assimilation. Also alles aus der Zuwanderung, was über die Assimilation hinausgeht, führt zu Mischkulturen. Und diese Mischkulturen haben auf der Welt bewiesen, dass sie nicht vorteilhaft sind.
„Krone“: „Mischkulturen“, ist das ein anderes Wort für „Multikulti“?
Klinger: Ja, „Multikulti“. Wir haben bereits in Österreich massivste Probleme, vor allem demografisch. Und im Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes steht ja ganz eindeutig drin: Der Staat ist unverbrüchlich dazu verpflichtet, die Volksstämme, in dem Fall seinen Volksstamm, in Nationalität und Sprache, sprich Identität, zu erhalten. Das kommt aus der Monarchie, 1867. (Anmerkung der Redaktion: Genau das Gegenteil ist gemeint, Art. 19 StGG diente dem Schutz der nichtdeutschen Minderheiten.) Und da entfernen wir uns immer mehr. (Er betont:) Dem – muss – Einhalt – geboten – werden.
„Krone“: Wie?
Klinger: (Lacht): Gute Frage!
„Krone“: Sollte man denn die Zuwanderung einfach komplett stoppen?
Klinger: Wenn jetzt Kulturen zu uns kommen, die im Verhältnis Männer-Frauen zum Beispiel ganz anders sind; wenn diese Kulturen eine Mehrheit bei uns kriegen, dann wird auch die ganze Sicherheitsthematik immer schwieriger werden. Weil es da ganz gravierende Unterschiede gibt. Und das Zweite, wo ich auch sage, dass man extrem aufpassen muss, ist, wenn eine Religionsgruppe die Trennung von Staat und Kirche nicht anerkennt, letztendlich der Religionsführer gleichzeitig Staatsoberhaupt ist. Wenn diese Religionsgruppe überdimensional in Österreich in den Vordergrund tritt, dann wird die Sache all dessen, was wir dazu beigetragen haben, dass wir so ein prosperierendes demokratisches Land geworden sind, schwerstens gefährdet. Da werde ich meine ganze Kraft als Politiker einsetzen, dass ich das verhindere. Das wird eine Megaaufgabe, eigentlich die größte Aufgabe überhaupt.
„Krone“: Trotzdem ist mir noch nicht ganz klar, wie man es verhindern kann. Indem man die Assimilierung fördert, sozusagen, dass sich jemand an eine Leitkultur anschließt?
Klinger: Die Assimilierung kann nur in einem ganz kleinen Bereich stattfinden, nicht in der massiven Zuwanderung und Zugang zu unserer Staatsbürgerschaft, wie wir es jetzt haben. Wenn sie sich die Einbürgerungen anschauen und wie leicht das in Österreich passiert zurzeit, dann sage ich, wir müssen zumindest auf ein System kommen, wie in der Schweiz. Wir müssen auch dazu kommen, dass die Kommunen wieder sagen können, wer darf sich bei ihnen ansiedeln. Das wird eine ganz wesentliche Sache sein. Weil, ich sag' jetzt, wenn man sich Wien anschaut, wo im Kindergarten- und Volksschulbereich bereits mehr Muslime sind als wie alle anderen Konfessionen zusammen, dann weiß ich, was in zehn Jahren auch bei uns los ist.
„Krone“: Und das Problem ist für Sie, dass die Muslime sich nicht nur privat ihrer Religion verpflichtet fühlen, ...
Klinger: (Unterbricht) Das ist ja mir wurscht, was er sich privat denkt.
„Krone“: ... sondern dass diese Menschen auch gewisse gesellschaftliche Vorstellungen haben könnten?
Klinger: Das ist meine große Angst. Und dann sind wir nämlich dort, wie etwa in England, wo die Sharia (religiöses Gesetz) zum Teil schon anerkannt wird bei gewissen Gerichtsurteilen. Oder auch in Belgien. Weil wenn der Mann der Frau irgendetwas antut, ist das ist ja dort doch nicht so schlimm. Die Prügelstrafe ist ja gang und gäbe.
„Krone“: Das Optische, stört Sie das auch, wenn man zum Beispiel in Linz immer mehr Frauen mit Kopftuch oder anders auffällig gekleidet sieht mit diesen, wie soll ich sagen, sackartigen Kleidern?
Klinger: Na ja, das stört mich aus dem Grund heraus, weil ich damit auch weiß, dass das, was ich jetzt gesagt habe, genau passiert. Unsere Frauen haben früher auch auf den Feldern ein Kopftüchel getragen, von dem mal abgesehen. Aber da ist ein Kulturwandel passiert ganz einfach. Und das tut mir weh. Das tut mir echt weh.
FPÖ-Chef Haimbuchner wird „klärendes Gespräch“ führen
Die „Krone“ hat FPÖ-Landeschef LH-Vize Manfred Haimbuchner vorab mit Klingers Aussagen konfrontiert: „Da hat der Kollege sicher überschießend die Dinge formuliert. Das findet unsere Zustimmung nicht und wir werden auch ein klärendes Gespräch mit ihm führen“, so seine erste Reaktion. Die Formulierungen verteidigt Haimbuchner gewiss nicht, sondern nennt sie „in dieser Form nicht akzeptabel“. Aber die Intention Klingers interpretiert er so: „Die inhaltliche und politische Stoßrichtung des Wolfgang Klinger ist eine, die antidemokratische Tendenzen von religiösen Fundamentalisten ablehnt und nicht grundsätzlich die Eigenheiten anderer Kulturen infrage stellt.“
KOMMENTAR von Christian Kitzmüller: Ganz schnell im Eck
„Ein Politiker darf das so nicht sagen“; „In manchen Dingen hat er aber schon recht“ - so unterschiedlich fielen die Reaktionen aus, als wir in der Redaktion über das Interview diskutiert haben. Und so unterschiedlich werden wohl auch die politischen Reaktionen darüber ausfallen.
Fakt ist: Gerade in einer Zeit, in der das Vertrauen in die Politik in den Grundfesten erschüttert ist und ein schmutziger Wahlkampf läuft, ist die Sensibilität besonders hoch. Da müssen Politiker noch mehr auf ihre Worte achten - und dürfen komplizierte Sachverhalte nicht zu sehr vereinfachen.
Sonst stehen sie schnell im extremen Eck.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.