Nutzer empört

Web-Version eingestellt: Runtastic in der Kritik

Web
03.09.2019 08:25

Das österreichische Vorzeige-Start-up Runtastic hat seine Web-Version eingestellt. Man wolle sich künftig auf die Entwicklung der Apps konzentrieren, heißt es in einer Erklärung. Die Einstellung erfolgte im August, seither hagelt es auf der Facebook-Seite Kritik. Die zu Adidas gehörende Firma hat seit Mai einen neuen Chef.

Anstatt Statistiken über die persönlichen Sportaktivitäten zu erhalten, informiert Runtastic nach dem Login über das Ende der Online-Version: „Damit du weiterhin von der bestmöglichen Benutzererfahrung in unseren Lauf- und Trainingsapps profitieren kannst, verlegen wir unseren Schwerpunkt vom Web in die Weiterentwicklung unserer Mobile Apps. Die meisten Web-Features wurden daher eingestellt.“

Auf runtastic.com können Nutzer nur noch ihre Privatsphäre-Einstellungen verwalten, die mit der App aufgezeichneten Aktivitäten exportieren sowie die kostenpflichtige Mitgliedschaft zu „Runtastic Premium“ kündigen. Vor allem User, die für erweiterte Statistiken bezahlt haben, beschweren sich in Kommentaren auf Facebook, dass die Einstellung ohne Vorwarnung erfolgt sei.

„Das ist auch uns nicht leichtgefallen“
Der Runtastic-Kundendienst geht zwar auf die Kritik ein, hält an der Entscheidung aber fest: „Wir bringen den Mut auf und versuchen, uns ständig weiterzuentwickeln. Deshalb haben wir uns auch dazu entschieden, uns mit vollem Fokus auf die Weiterentwicklung der Runtastic und Runtastic Results App zu konzentrieren. Um das zu ermöglichen, mussten wir uns von einigen kleineren Apps und auch vom Web-Portal verabschieden. Das ist auch uns nicht leichtgefallen, wir sind aber überzeugt, dass das die richtige Entscheidung war.“

Wie viele Sportler der Fitness-App seit August den Rücken gekehrt haben, ist nicht bekannt. Unklar ist auch, ob die Einstellung der Web-Version Auswirkungen auf den Personalstand hat. Die Firma mit Sitz in Pasching in Oberösterreich hat heuer mit dem US-Amerikaner Scott Dunlap einen neuen Chef bekommen, nachdem sich Runtastic-Mitgründer und Firmenlenker Florian Gschwandtner Ende 2018 aus dem Unternehmen zurückzog.

Florian Gschwandtner (Bild: Markus Wenzel)
Florian Gschwandtner

Österreichische Erfolgsgeschichte
Gschwandtner hatte die App 2009 gemeinsam mit drei Studienkollegen entwickelt. Runtastic war eine der ersten Fitness-Apps im deutschsprachigen Raum mit anfangs stark steigenden Nutzerzahlen. 2013 übernahm der deutsche Medienkonzern Axel Springer 50,1 Prozent der Runtastic GmbH. Mitte 2015 schluckte der deutsche Sportartikelhersteller Adidas Runtastic zur Gänze. Mit 220 Millionen Euro zählt der Deal zu den größten der heimischen Start-up-Szene. Zuletzt zählte Runtastic rund 240 Mitarbeiter.

Fitness-App-Boom
Der Markt für Fitness-Apps hat sich seit dem Aufkommen vor rund zehn Jahren stark verändert. Zur Aufzeichnung einer Laufrunde oder Radfahrt mittels GPS-Signal am Handy kamen im Lauf der Zeit weitere Funktionen wie die Auswertung von Herzfrequenz-Daten oder die Erstellung von Trainingsplänen und Routen hinzu. Bei Radsportlern, Triathleten und Läufern, insbesondere auch bei Profi-Athleten, steht derzeit die US-App Strava hoch im Kurs. Andere Anbieter wie Freeletics konzentrieren sich auf Kraft- und Ausdauer-Übungen sowie Ernährung.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Adidas ist nicht der einzige Sportartikelhersteller, der eine Sport-App im Portfolio hat. Endomondo und MyFitnessPal gehören seit Anfang 2015 zum US-Konkurrenten Under Armour, Runkeeper wurde 2016 von Asics gekauft. Puma und Nike haben eigene Smartphone-Apps im Angebot.

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