Internetkriminalität ist für die heimische Polizei die größte Herausforderung. Das geht aus der Kriminalstatistik für das erste Halbjahr 2019 hervor. Betrügereien, Hackerangriffe, Erpressung und der Handel mit verbotenen Gütern im Netz haben stark zugenommen und wurden in 13.020 Fällen zur Anzeige gebracht. Im ersten Halbjahr 2018 waren es noch 8659 Anzeigen.
Insgesamt wurden von Jänner bis Juni 240.159 Anzeigen bearbeitet. Im ersten Halbjahr 2018 waren es um 4,8 Prozent oder 9413 Fälle weniger. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2018 nahm die Zahl der Anzeigen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 um 3581 ab. Die Aufklärungsquote lag bei 51,7 Prozent, im ersten Halbjahr 2018 waren es noch 54 Prozent. 159.197 Tatverdächtige - 41 Prozent von ihnen ausländischer Herkunft mit den Top-3-Herkunftsländern Deutschland, Rumänien und Serbien - wurden im ersten Halbjahr ausgeforscht und angezeigt.
Internetkriminalität zeigt sehr starkes Wachstum
Die Internetkriminalität mit 13.020 Anzeigen im ersten Halbjahr 2019 macht zwar nur einen relativ kleinen Teil der 240.159 Anzeigen aus, ist für die Polizei angesichts der starken Wachstumsraten aber eine der größten Herausforderungen. Die Ermittler unterscheiden in der Statistik drei verschiedene Kategorien von Online-Kriminalität: Betrügereien, Cyberangriffe und sonstige Cyberkriminalität.
Online-Betrügereien größte Deliktsgruppe
Der Großteil der Anzeigen im Zusammenhang mit Cyberkriminalität entfällt auf Betrügereien: Hier ist gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 eine Steigerung von 6188 auf 8187 Anzeigen zu verzeichnen, das entspricht einer Zunahme um ein Drittel. Bei den angezeigten Delikten handelt es sich vor allem um Gewinnspiel-, Online-Shopping- oder Anlage- und Liebesbetrügereien.
Zunahme von Hackerangriffen durch Datenlecks
Beim klassischen Cybercrime, also Angriffen auf Daten oder Computersysteme, ist ein Zuwachs von 1443 auf 2315 Anzeigen zu verzeichnen. Die starke Zunahme begründet man bei der Polizei mit den zahlreichen Datenlecks der vergangenen Jahre, bei denen Hacker Zugangsdaten erbeuteten, die nun im Darknet verkauft werden. Die widerrechtlichen Zugriffe mithilfe dieser Zugangsdaten seien stark angestiegen.
Drogen- und Falschgeldhandel wandert ins Darknet
Einen drastischen Anstieg von 144,9 Prozent gab es bei den sonstigen Cybercrime-Delikten. Hier kam es im ersten Halbjahr zu 2518 Anzeigen, 2018 waren es noch 1028. Den Grund für den Zuwachs sieht man in Ermittlerkreisen darin, dass klassische Delikte wie Drogen- oder Falschgeldhandel ins Darknet abwandern. Dabei handelt es sich um einen verborgenen Teil des Internets, der nur mit Anonymisierungsdiensten wie TOR zugänglich ist und von Suchmaschinen nicht erfasst wird. Auch mit Kinderpornografie, Kreditkartendaten oder gefälschten Dokumenten und Schadsoftware wie Erpressertrojanern wird dort gehandelt.
Informationskampagne soll für Cybercrime sensibilisieren
Der wachsenden Cyberkriminalität will die Polizei nicht nur mit Ermittlungen, sondern auch mit Informationskampagnen Herr werden. Damit will man das Problembewusstsein stärken und Tipps für den sicheren Umgang mit dem Internet liefern. Vor allem gegen Betrügereien - der größte Teil der zur Anzeige gebrachten Cybercrime-Delikte - könnte das helfen. Auch die Kooperation mit ausländischen Polizeibehörden soll Erfolge im Kampf gegen die international agierenden Cyberkriminellen bringen.
Tipp: Aktuelle Warnhinweise zu Abo-Fallen, Fake-Shops, Handy-Abzocke oder Phishing gibt es auf der Website und den Social-Media-Kanälen der Watchlist Internet. Seit Kurzem bietet die unabhängige Informationsplattform ihren Service in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer auch als App an.
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