Der deutsche Starfotograf Peter Lindbergh ist tot: Er starb mit 74 Jahren, wie seine Familie am Mittwoch in Frankreich mitteilte. Lindbergh arbeitete für berühmte Modeschöpfer wie Jean-Paul Gaultier und Giorgio Armani sowie für internationale Magazine und prägte die Modefotografie mit seinen markanten Schwarz-Weiß-Bildern.
Er hatte sie alle vor seiner Linse: die Supermodels Claudia Schiffer, Cindy Crawford, Naomi Campbell oder Linda Evangelista, den Schauspieler Brad Pitt und Rockstars wie Tina Turner oder Madonna. Der Deutsche galt stets als Lieblingsfotograf vieler Models - wegen seiner Natürlichkeit, Offenheit und Fröhlichkeit. Nadja Auermann mutmaßte einmal, er habe wohl „als Kind die Sonne verschluckt“. „Stimmt - schlechte Laune ist eine Art Zeitverschwendung“, sagte Lindbergh einmal. Er habe aber auch keinen Grund, sich über irgendetwas in seinem Leben aufzuregen. „Ich habe wirklich sehr viel Glück gehabt“, meinte er bescheiden.
„Foto muss die Persönlichkeit eines Menschen zeigen“
Lindberghs Fotos sind keine künstlichen, glamourösen Modeaufnahmen. Viele wirken wie Reportagefotos und bestechen durch eine manchmal düstere, aber stets beeindruckende Atmosphäre und Ästhetik. Manche erscheinen fast surreal. „Ich erzähle mit meinen Fotos gerne Geschichten“, sagte Lindbergh.
Deshalb fotografierte er Amber Valletta als Engel auf dem New Yorker Times Square oder Linda Evangelista vor einer riesigen Turbine. Oder Helena Christensen mit einem „Marsmännchen“ an der Seite mitten in der kalifornischen Wüste - eines seiner Lieblingsfotos, erzählte Lindbergh, der am liebsten schwarz-weiß fotografierte. Und am liebsten mit seiner kleinen 35-Millimeter-Kamera. „Mit der ist man schnell“, erklärte er.
Ihm kam es auch nicht auf geschminkte Schönheit an. „Ein Foto muss die Persönlichkeit eines Menschen zeigen“, sagte er. „Das ist das Interessante.“ Mode-Guru Karl Lagerfeld schrieb einmal über Lindberghs Fotos: „Die Mode spielt darin nie die Hauptrolle.“
Zum Fotografieren kam Lindbergh relativ spät
Peter Lindbergh wurde am 23. November 1944 als Peter Brodbeck in Lissa an der polnischen Grenze geboren. Aufgewachsen im deutschen Duisburg-Rheinhausen, machte er eine Lehre als Schaufensterdekorateur, belegte später einen Abendkurs in Zeichnen an der Kunsthochschule in Berlin und studierte freie Malerei in Krefeld. Zum Fotografieren kam er mehr oder weniger durch Zufall und erst relativ spät: Mit 27 begann er eine zweijährige Ausbildung beim deutschen Fotografen Hans Lux, anschließend machte er sich selbstständig. Fünf Jahre später, 1978, brachte eine viel beachtete Fotoserie im „Stern“ den Durchbruch.
Lindbergh pendelte zwischen Los Angeles, Paris, New York, war auf der ganzen Welt unterwegs. Er hat mit fast allen berühmten Modedesignern der Welt zusammengearbeitet und deren Kollektionen fotografiert, darunter Giorgio Armani, Jil Sander, Prada oder Calvin Klein. Seine Fotos waren in Ausstellungen zu sehen, erschienen etwa in den Magazinen „Vogue“ und „Harper‘s Bazaar“ oder in seinen eigenen Fotobänden, wie „Images of Women“ oder „10 Women“. Für ihn war seine Kamera auch längst mehr als nur ein Arbeitsinstrument. „Die Kamera ist sozusagen ein Körperteil von mir“, sagte er. Vielleicht merkte er es deshalb beim Fotografieren auch sofort, wenn ein Bild richtig gut wird. „Das weiß man immer sofort beim Auslösen.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.