Integrationsbericht

Zuwanderung sinkt, Problem am Arbeitsmarkt bleibt

Österreich
04.09.2019 12:46

Zuwanderung und Asylanträge gehen zurück, genug zu tun ist hingegen noch in Sachen Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Migrationshintergrund. Das geht aus dem am Mittwoch präsentierten Integrationsbericht hervor. Die Herausforderungen blieben enorm, betonte Integrationsminister Alexander Schallenberg. Vielen Flüchtlingen stehe noch ein langer, harter Integrationsweg bevor.

Der bereits zum neunten Mal erstellte jährliche Integrationsbericht sammelt Daten zu allen Lebensbereichen und verknüpft diese. Neben demografischen Fakten wie etwa Bevölkerungszahl, Migration und Asyl werden auch die Bereiche Bildung, Arbeitsmarkt und Soziales unter die Lupe genommen. Der Expertenrat für Integration ist ein gesetzlich verankertes, unabhängiges Beratungsgremium der Regierung für integrationspolitische Grundsatzfragen.

Außenminister Alexander Schallenberg (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Außenminister Alexander Schallenberg

Wie dem aktuellen Bericht zu entnehmen ist, hat fast jeder vierte Mensch in Österreich - konkret 23,3 Prozent - Migrationshintergrund. In den vergangenen Jahren ist dieser Anteil zwar kontinuierlich gestiegen, die große Bewegung Richtung Österreich ist allerdings vorbei. Im vergangenen Jahr ist die Zuwanderung auf etwa 35.000 Personen gesunken, im Jahr 2015 waren es noch 113.000. Einen Rückgang gab es auch bei den Asylanträgen: 2018 wurden in Österreich insgesamt 13.746 Asylanträge gestellt - um 44 Prozent weniger als 2017.

Aufholbedarf auf dem Arbeitsmarkt
Allerdings bleiben die Herausforderungen enorm, betonte Integrationsminister Schallenberg. Um diese bewältigen zu können, werde es stärkere Investitionen beim Spracherwerb brauchen, mahnte Wirtschaftsforscherin Gudrun Biffl, eine der Autorinnen des Berichts, ein. Aufholbedarf haben Zuwanderer noch auf dem Arbeitsmarkt. Der Anteil dieser an den Arbeitslosen betrug 2018 30,7 Prozent und war damit etwas höher als 2017 mit 29,2 Prozent. Dass mittlerweile 53 Prozent der seit 2011 nach Österreich gekommenen Asylwerber einer Tätigkeit nachgehen, „muss Österreich in Europa einmal jemand nachmachen“, meinte Biffl.

Was die Mindestsicherung angeht, sind Asylwerber laut Bericht überproportional vertreten, nämlich mit rund einem Drittel der Bezieher. Für die Leiterin des Expertenrats für Integration, Katharina Pabel, ist die steigende Tendenz nur logisch, seien doch jetzt auch viel mehr Asylverfahren abgeschlossen, womit beschäftigungslose Flüchtlinge ins System der Mindestsicherung fallen.

(Bild: Roland Muehlanger)

Anteil ausländischer Schüler gestiegen
Gestiegen ist auch der Anteil der ausländischen Schüler: Im Schuljahr 2017/2018 waren rund 15,5 Prozent der Schüler in Österreich ausländischer Staatsangehörigkeit, im Vorjahr waren es 14,8 Prozent. Dem aktuellen Integrationsbericht ist zu entnehmen, dass 2017/18 rund 26 Prozent der Schüler nicht Deutsch als Umgangssprache verwendeten. Dieser Anteil sei im Vergleich mit dem EU- und OECD-Schnitt überproportional hoch. In Wien liegt der Anteil bei rund 52 Prozent.

Daher sieht Biffl hier besonders großen Handlungsbedarf. Insbesondere bei Schülern mit Migrationshintergrund in zweiter Generation sei der Anteil im Vergleich sehr hoch. Sie empfiehlt hier verstärkte Förderungen, um diesen Schülern adäquate Chancen zu ermöglichen. Als konkrete Maßnahmen nennt sie Investitionen in den Sprachunterricht, verstärkte außerschulische Jugendarbeit sowie eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Eltern und Schulen.

(Bild: VOTAVA/DPA)

Österreichweit wurden im Schuljahr 2017/18 40.600 Schüler sprachlich gefördert. Damit blieb die Zahl im Vergleich zum Vorjahr ziemlich konstant. Der größte Teil der Schüler in Sprachförderung ging in Volksschulen (31.331), gefolgt von Neuen Mittelschulen (6550) und AHS (1755). Unter den Bundesländern hat Wien mit 16.324 die meisten sprachlich geförderten Schüler, gefolgt von Vorarlberg (6598) und Tirol (4550).

Kronen Zeitung/krone.at

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