Doch keine Gefahr

Aschewolke: Luftraumsperren vorzeitig beendet

Österreich
10.05.2010 05:48
Die Luftraumsperren über Österreich wegen der Vulkanasche aus Island sind Sonntagnacht vorzeitig beendet worden. Mit 23 Uhr wurden alle Flugverbote wieder aufgehoben, dem Flughafen Wien-Schwechat blieb die ab Mitternacht geplante Stilllegung dadurch zur Gänze erspart. Die Aschewolke hatte sich am Wochenende von Südwest- nach Mitteleuropa bewegt und Airportsperren in mehreren Ländern verursacht. Österreichs Parade-Airline-Privatier Niki Lauda zeigte sich am Sonntag erneut verärgert und kritisierte die Sperren heftig.

Die Sperren waren in Innsbruck von 15.30 bis 22.00 Uhr, in Salzburg von 17.00 bis 20.00 Uhr, in Linz von 20.00 bis 4.00 Uhr früh und Wien von Mitternacht bis 5.00 Uhr früh geplant gewesen. Montag früh hätte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden dürfen.

Doch: "Per 23.00 Uhr ist der Flugbetrieb auf allen österreichischen Flughäfen wieder möglich", erklärte Austro-Control-Sprecher Markus Pohanka Sonntagnacht. Als Grund für die Verkürzung der Sperren nannte Pohanka "jüngste Wetterentwicklungen" sowie die Bewertung der aktuellen Prognosekarten durch den Krisenstab, bestehend aus Flughäfen, Flugsicherheit und Airlines. 

Es sei festgestellt worden, dass es keine Hinweise auf eine Sicherheitsgefährdung gebe. Eine neuerliche Sperre des Luftraums ist laut Pohanka nicht absehbar: "Für die nächsten ein, zwei Tage sieht es gut aus, auch für das übrige Europa."

München war bis 21 Uhr dicht, Schweiz sah "keine Gefahr"
Auch unsere Nachbarländer hatten auf die vorüberziehende Aschewolke kurzzeitig mit Sperren ragiert. Die Deutsche Flugsicherung sperrte am Sonntag den Luftraum über München - Deutschlands zweitgrößter Flughafen - komplett. Bis 21 Uhr waren weder Sicht- noch Instrumentenflüge erlaubt. Auch kleinere Flughäfen wie Memmingen und Augsburg waren betroffen, des Weiteren gab es Stornierungen am Flughafen Stuttgart.

Im Norden Italiens war der Luftraum bis Sonntagbachmittag gesperrt. Betroffen war auch das bei Touristen beliebte Mailand. Venedig, Triest und Rimini blieben allerdings in Betrieb. Am Samstag waren bereits rund 200 Flüge in Italien ausgefallen.

Die Schweiz schloss sich den Sperren indes nicht an. Die Dichte der neuen Aschewolke des isländischen Vulkans stelle für Flugzeuge derzeit keine Gefahr dar, hieß es. Nur die britische Fluggesellschaft EasyJet stornierte sämtliche ihrer Flüge von und nach Genf. Man wolle "den Empfehlungen der Europäischen Union folgen", hieß es.

Lauda verärgert: "Es ist ein Wahnsinn!"
Österreichs Parade-Airline-Privatier Niki Lauda hatte die Vorgehensweise der Luftfahrt-Behörden am Sonntag - vor der Verkündung der Sperren in Österreich - erneut hart kritisiert. "Offensichtlich hat man aus dem ersten Fehler nichts gelernt", erklärte Lauda am Rande des Formel-1-Grand-Prix von Spanien. Die Asche des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull sei für die Luftfahrt völlig unbedenklich, versicherte Lauda. "Wenn es eine Gefahr gäbe, hätte ich Verständnis. Aber die gibt es nicht. Es ist ein Wahnsinn, mit den Ängsten der Menschen zu spielen", betonte der Fly-Niki-Chef. Die Hysterie hätte die Luftfahrt bereits mehrere Milliarden Euro gekostet.

Lauda ärgerte sich vor allem über die Schließung von Lufträumen, ohne die genaue Konzentration der Vulkanasche zu kennen. "Es misst niemand, es gibt keine Werte. Es wird nur registriert, dass ein Vulkan ausgebrochen ist - mehr ist es nicht", meinte der 61-Jährige. Bis zum ersten Ausbruch habe es nicht einmal Grenzwerte gegeben. "Dann haben sich die Verkehrsminister zusammengesetzt und irgendeinen Wert festgelegt", kritisierte Lauda. Dabei bestehe durch die staubähnliche Asche überhaupt keine Gefahr für die Triebwerke.

"Es ist noch nie in der Geschichte der Luftfahrt ein Flugzeug wegen Vulkanasche abgestürzt", erinnerte Lauda. "Noch nicht einmal ansatzweise." (Anm.: 1982 fielen einer Boeing 747 der British Airways beim Durchfliegen einer Aschewolke über Indonesien alle vier Triebwerke aus. Die Notlandung in Jakarta gelang dann nach einer Rekord-Segelflugphase mit drei wiederangelassenen Triebwerken.) Das Problem werde dramatisiert, meint Lauda, das Verständnis der Behörden müsse sich schnellstmöglich ändern. "Mir geht es gar nicht um die Airlines. Mir tun die Menschen leid, die weltweit irgendwo festsitzen", sagte der ehemalige Formel-1-Weltmeister. Profitieren würden von den Sperren nur Bahnunternehmen und Mietwagenfirmen. Lauda: "Langsam kommt es mir vor, als sollten mit diesen Aktionen andere Industriezweige gefördert werden."

Wolke zog von Südwest- nach Mitteleuropa
Nachdem die Aschewolke vergangene Woche für erneute Sperren in Irland gesorgt hatte, zog sie am Wochenende von Südwest- nach Mitteleuropa. Am Samstag waren Teile des spanischen Luftraums sowie einige Flughäfen in Portugal und Südfrankreich gesperrt. Am Sonntag gab es nur noch vereinzeilte Streichungen. Betroffen waren durch die Sperren aber auch Transatlantikflüge. In Irland blieben am Wochenende insgesamt fünf kleinere Flughäfen gesperrt.

In Island nimmt der Ausstoß von Asche aus dem Eyjafjallajökull inzwischen weiter ab. Der Anteil feiner Partikel, die über lange Distanzen in der Luft bleiben, sei zurückgegangen, sagte der Vulkanologe Björn Oddsson am Sonntag. Am Vormittag sei die Asche aus dem Vulkan nur einmal auf Radarbildern zu sehen gewesen. Um vom Radar entdeckt zu werden, muss die Asche demnach bis in eine Höhe von mindestens 3.000 Metern aufsteigen. 

Im April war die Wolke in eine Höhe von bis bis zu 10.000 Metern gelangt. Wegen der Aschewolke aus dem isländischen Vulkan waren Mitte April fast sechs Tage lang weite Teile des europäischen Luftraums gesperrt worden. Zehntausende Flugausfälle führten zu Schäden in Milliardenhöhe.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt