Wahlkampf-Paukenschlag

Cyber-Krimi in ÖVP: Was ist dran und wer war’s?

Österreich
05.09.2019 17:45

Wie fanden Interna der ÖVP in den vergangenen Wochen ihren Weg an die Öffentlichkeit? Die Türkisen meinen, die Antwort mit der Hilfe eines IT-Experten gefunden zu haben: Laut diesem wurde im heurigen Sommer ein großangelegter Cyber-Angriff auf die Server der Partei verübt. Ein Blick auf Fragen und Antworten einer verworrenen Causa.

Wie kommt die ÖVP darauf, dass sie gehackt wurde?
Nachdem mehrmals heikle Interna „geleakt“ wurden, beauftragte die Partei auf der Suche nach ihrem Informationsleck einen auf Betriebsspionage spezialisierten IT-Experten. Sein Ergebnis: Auf die ÖVP wurde über den Sommer - die Vorarbeiten dürften nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos begonnen haben - ein professioneller Cyber-Angriff verübt. Dabei sollen „große Mengen an Daten gestohlen worden sein“.

(Bild: APA/Johannes Bruckenberger)

Wer ist dieser IT-Experte?
Er heißt Avi Kravitz, gründete die auf solche Fälle spezialisierte Firma CyberTrap und ist auf diesem Gebiet ein anerkannter Mann.

Wer steckt hinter dem mutmaßlichen Angriff?
Das kann die ÖVP noch nicht sagen. „Jedenfalls aber waren hier Profis am Werk, das riecht für mich nach Auftragsarbeit“, so Kravitz. Kosten würde ein derartiger Auftrag weit über 100.000 Euro, sagte er. Es sei schwierig, die anonymen Täter zu finden - allerdings hätten sie ihre Spuren „nicht sauber verwischt“. Man dürfe sich also durchaus Hoffnungen machen. Bei ähnlichen Fällen in anderen Ländern wird meist Russland hinter den Attacken vermutet.

ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz und Cyber-Security-Experte Avi Kravitz (Bild: APA/Johannes Bruckenberger)
ÖVP-Parteichef Sebastian Kurz und Cyber-Security-Experte Avi Kravitz

Geschieht so etwas öfter?
In der heimischen Politik gab es derlei bisher nicht, international bei politischen Großkalibern allerdings schon. So soll es bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron oder im US-Wahlkampfetwa Datendiebstähle durch Hacks gegeben haben.

Kann es sein, dass am Ende alles nur eine Show der ÖVP ist?
Weil die Sache den Türkisen im Wahlkampf wohl mehr nützt als schadet, ist mancher Beobachter skeptisch. „Grundsätzlich“, sagt IT-Sicherheitsexperte Martin Haunschmid, „lässt sich die Sache von außen derzeit nicht verifizieren“. Nachsatz: „Der geschilderte Hergang klingt aber plausibel.“

Die ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse (Bild: APA/Robert Jäger)
Die ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse

Wie geht es jetzt weiter?
Die ÖVP hat eine Anzeige eingebracht, die Sache liegt also einmal bei der Staatsanwaltschaft. Eines aber dürfte fix sein, das sagt auch Kravitz: Bis zur Nationalratswahl wird all das nicht aufzuklären sein.

Klaus Knittelfelder, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt