„Dorian“ zieht weiter
Auf den Bahamas werden Dutzende Tote befürchtet
Die zerstörerische Wucht des Hurrikans „Dorian“ hat auf den Bahamas nach neuen Erkenntnissen mindestens 30 Menschenleben gefordert - vermutlich aber noch viel mehr. Premierminister Hubert Minnis bestätigte die vorläufige Opferbilanz am Donnerstag im US-Fernsehen. Die endgültige Zahl wird nach Einschätzung von Gesundheitsminister Duane Sands deutlich höher ausfallen. „Ich glaube leider, die Zahl wird überwältigend sein“, sagte er.
Die Rettungseinsätze gingen am Donnerstag auf den beiden am schwersten getroffenen Inseln im Norden des Karibikstaates weiter. Zahlreiche Menschen wurden noch immer vermisst. Bahamaer nutzten soziale Medien, um Vermisste zu suchen und die Verteilung von Hilfsgütern zu koordinieren. Manche Inselbewohner klagten über hinderliche Bürokratie. Die Regierung verlangt, dass Spenden nur über von ihr autorisierte Organisationen laufen.
Verheerendster Wirbelsturm seit Beginn der Aufzeichnungen
„Dorian“ hatte die Bahamas am Sonntag als Hurrikan der höchsten Gefahrenstufe getroffen - mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Kilometern pro Stunde. Er wütete dort fast drei Tage lang. Es handelte sich um den verheerendsten Wirbelsturm auf den Bahamas und einen der stärksten im Atlantik seit Beginn moderner Aufzeichnungen. Es kam zu meterhohen Sturmfluten und großflächigen Überschwemmungen. Nach Schätzung des Roten Kreuzes wurden etwa 13.000 Wohnhäuser schwer beschädigt oder zerstört.
Bahamas bitten WHO um Hilfe
Die Regierung könne eine Versorgungskrise dieses Ausmaßes nicht allein bewältigen, betonte der bahamaische Gesundheitsminister Sands. Er habe die Weltgesundheitsorganisation WHO um Hilfe gebeten.
Das Welternährungsprogramm (WFP) bereitete eine Lieferung von mehr als sieben Tonnen Fertiggerichte für die vielen Obdachlosen vor, wie ein Sprecher von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres mitteilte. Lebensmittel lieferten auch die Marine Großbritanniens - das Staatsoberhaupt der Bahamas ist die britische Königin Elizabeth II. - und ein Kreuzfahrtunternehmen.
Jeder fünfte Einwohner betroffen
Die über mehrere Tage auf den Bahamas mithelfende US-Küstenwache rettete nach eigenen Angaben inzwischen mehr als 200 Menschen. Nach Worten des UNO-Nothilfekoordinators Marc Lowcock vom Mittwoch benötigten rund 70.000 Menschen - also fast jeder fünfte Einwohner der Bahamas - dringend Hilfe zum Überleben. Die Flughäfen seien überschwemmt oder beschädigt, auch Verbindungsstraßen könnten nicht genutzt werden. Es gebe keine Stromversorgung und nur stark eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten.
Überschwemmungen und starke Winde vor der US-Küste
Am Donnerstagabend befand sich „Dorian“ vor den Küstengebieten der Bundesstaaten North und South Carolina. Auch dort kam es in Küstennähe zu Überschwemmungen. Zahlreiche Häuser wurden abgedeckt, Bäume und Strommasten stürzten um. Die Behörden warnten vor lebensgefährlichen Überschwemmungen und Sturzfluten. In der bei Touristen beliebten Küstenstadt Charleston in South Carolina waren am Donnerstag bereits einige Gegenden überschwemmt.
Hurrikan auf Wirbelsturm der Kategorie 1 herabgestuft
Am Freitag hat sich „Dorian“ weiter abgeschwächt und wurde zu einem Wirbelsturm der niedrigsten Kategorie 1 herabgestuft. Wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte, brachte der Hurrikan Freitagfrüh vor der Küste von North Carolina nur noch Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Stundenkilometern mit sich.
Die Meteorologen rechnen demnach mit einer weiteren „langsamen Abschwächung“ in den kommenden Tagen. „Dorian“ werde aber ein starker Wirbelsturm bleiben.
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