Bummel-Eklat in Monza

Leclerc zur Chaos-Pole: War ich am wenigsten dumm?

Formel 1
07.09.2019 19:03

Charles Leclerc nimmt auch den Formel-1-Grand-Prix von Italien aus der ersten Position in Angriff. Der 21-jährige Ferrari-Pilot entschied am Samstag ein kurioses Qualifying von Monza 39 Tausendstel vor WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton für sich. Dritter einer Qualifikation, die mit einer Runde in Steher-Manier endete, wurde Valtteri Bottas im zweiten Mercedes vor Sebastian Vettels Ferrari. Aber: So einen Bummel-Eklat hat es in der Formel 1 überhaupt noch nie gegeben!

Die roten Ferrari-Fahnen wehten, die Tifosi freuten sich: Doch die Art und Weise, wie Charles Leclerc beim Großen Preis von Italien seine vierte Karriere-Pole vor WM-Leader Lewis Hamilton einfuhr, wird in wenig schöner Erinnerung bleiben. Denn der Windschatten-Poker von Monza endete in einer Farce - kein einziger Pilot konnte im Finish eine schnelle Runde fahren. „Ich weiß nicht, ob ich besonders klug war oder lediglich am wenigsten dumm“, so der Kommentar des Ferrari-Piloten.

(Bild: APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC, APA/JOHN THYS)

Verpennt
Monza ist als Hochgeschwindigkeitskurs berühmt, doch gerast wurde am Samstag wenig. Weil in den letzten Minuten keiner vorneweg fahren wollte, trödelte der PS-Tross dermaßen, dass die Topfahrer zu spät über die Start- und Ziellinie für eine letzte schnelle Runde kamen. Nur Carlos Sainz und eben Charles Leclerc schafften es knapp vor Ablauf der Q3-Zeit über die Linie- und durften so noch eine Zeit ins Klassement setzen! Das übrige Feld hat hingegen tatsächlich verpennt.

„Eine Schande“
Der schon zuvor und damit auch schlussendlich Schnellste war schließlich Youngster Leclerc. Er entschuldigte sich bei den Fans. „Das war eine Schande, was hier in der letzten Runde passiert ist.“ Weil beim GP von Italien das Tempo auf den Geraden entscheidet, wollte beim letzten Versuch keiner der F1-Piloten ganz vorne, sondern lieber im Windschatten des anderen fahren. Dies führte aber zu einer wahren Bummel-Fahrt. 

(Bild: GEPA pictures)

Der 21-jährige Monegasse, zuletzt Premierensieger in Belgien, ist auch am Renn-Sonntag (15.10 Uhr/live ORF1, Sky und RTL) der Mann, den es zu schlagen gilt. Die Chancen der Scuderia auf den ersten Heimsieg seit neun Jahren sind intakt. Auf der Strecke, auf der die Geschwindigkeit den größten Performance-Faktor darstellt, brillierte Ferrari mit seiner Motorenpower bereits in sämtlichen Trainings. „Die Rennsimulationen sehen gut aus. Besser als in Spa“, sagte Leclerc. Für seinen Teamkollegen Sebastian Vettel wird die Sache kniffliger - der Deutsche startet hinter den beiden Mercedes von Hamilton und Valtteri Bottas.

(Bild: AP)

„Verrückt“
WM-Leader Hamilton kam glimpflich aus der Affäre. „Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich in der ersten Startreihe bin“, sagte der Brite. Er konnte sich ein ungläubiges Grinsen nicht verkneifen. „Dass wir die letzte Runde fast alle nicht geschafft haben, ist verrückt.“ Sieben von neun Autos fuhren nicht rechtzeitig über die Linie - kein einziger konnte eine schnelle Runde fahren.

Räikkönen-Crash
Zuvor war Q3 mit einer roten Flagge jäh unterbrochen worden. Auslöser war ein Ausritt von Kimi Räikkönen, der in der berühmten Parabolica sein Heck verlor und danach unverletzt ausstieg. Bei 6:22 Minuten auf der gestoppten Uhr hatten die Fahrer danach eigentlich noch genügend Zeit für einen letzten schnellen Versuch - doch das taktische Geplänkel endete im Desaster.

Keine Strafen
Das bizarre Finale wurde im Anschluss auch von den Rennkommissaren untersucht. Die Rennkommissare sprachen nach einer Untersuchung keine Strafen aus. Der Deutsche Nico Hülkenberg (Renault), der Spanier Carlos Sainz Jr. (McLaren) und der Kanadier Lance Stroll (Racing Point), die das bummelnde Feld angeführt hatten, kamen mit einem Verweis davon.

Ungeachtet des Endergebnisses werden die beiden Red Bull nicht im vorderen Feld starten. Alexander Albon war zunächst Achter, Max Verstappen zeitete aufgrund eines Antriebsproblems überhaupt keine Runde. Doch bereits zuvor war fix, dass der in der WM-Wertung drittplatzierte Niederländer wie Pierre Gasly (Toro Rosso) und Lando Norris (McLaren) wegen eines nicht erlaubten Motorenwechsels den Start von ganz hinten in Angriff nehmen muss.

Hier der LIVETICKER zum Nachlesen:

Ergebnisse des Qualifyings für den Formel-1-Grand-Prix von Italien in Monza vom Samstag:

1. Charles Leclerc (MON) Ferrari, 1:19,307 - 2 Lewis Hamilton (GBR) Mercedes, + 0,039 Sek. - 3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 0,047 - 4. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 0,150 - 5. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 0,532 - 6. Nico Hülkenberg (GER) Renault 0,742 - 7. Carlos Sainz (ESP) McLaren-Renault 1,148 - 8. Alexander Albon (THA) Red Bull - 9. Lance Stroll (CAN) Racing Point-Mercedes - 10. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo (alle ohne Zeit)

Out in Q2: 11. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo - 12. Kevin Magnussen (DEN) Haas - 13. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso 
Out in Q3: 14. Romain Grosjean (FRA) Haas - 15. Sergio Perez (MEX) Racing Point - 16. George Russell (GBR) Williams - 17. Robert Kubica (POL) Williams - 18.* Lando Norris (GBR) McLaren - 19.* Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso - 20.* Max Verstappen (NED) Red Bull

* Rückversetzung (Wechsel Antriebsstrang).

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(Bild: KMM)



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