Umweltmediziner warnen vor mehr Tropenkrankheiten, FSME-Fälle, Allergien, Atemwegserkrankungen und Hitzetoten als Folgen der größten gesundheitlichen Herausforderung unsere Zeit: der Klimakatastrophe.
„Schon die aktuellen immer extremer werdenden Wetterverhältnisse führen zu immensen wirtschaftlichen Schäden. Flutkatastrophen, Murenabgänge und Stürme, vor allem aber Hitze, wirken sich massiv auf die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen aus“, warnte Heinz Fuchsig, Referent für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer bei einer Pressekonferenz in Wien. Bei Nichterreichen des 1,5°C-Zieles würden hunderte Millionen Menschen mehr von tödlicher Hitze über 50°C betroffen sein. Laut Prognosen der Weltbank könnte es bis zum Jahr 2050 mehr als 140 Millionen Klimaflüchtlinge geben, wenn die Politik nicht entschiedener gegen den Klimawandel vorgeht.
Temperaturveränderungen wirken sich zudem auch auf Therapien bzw. Arzneimittel aus (so werden etwa Antibiotikaresistenzen mitverursacht) , lassen die Krankenstände explodieren und stellen die Medizin vor immer neue Herausforderungen. Besonders belastet sind ältere Menschen, die sich noch weniger rasch an die veränderten Bedingungen anpassen können als jüngere.
Weniger „heiße Luft“
Unter dem Motto: „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ startet die Klimamahnwoche des Umweltreferates der Ärztekammer daher mit der Forderung, endlich politisch gegenzusteuern, und weniger „heiße Luft“ zum Thema zu verbreiten - O-Ton Umweltmediziner vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien Hans-Peter Hutter. Der Experte bestätigt: „In Zukunft ist mit noch weit mehr Hitzetagen zu rechnen, eine Verzehnfachung bis zum Jahr 2100 wird prognostiziert. Dementsprechend wird auch die Zahl an Hitzetoten deutlich ansteigen. Nicht zu vergessen die Zunahme an Allergien und Atemwegserkrankungen durch stärkere Pollen- und Luftschadstoffbelastungen sowie ein Anstieg von Infektionen durch die Ausbreitung von (tropischen) Krankheitserregern in den Norden.“
Geforderte wird rasches politisches Handeln, wie etwa Verteuerung klimaschädlicher Produkte und Dienstleistungen, die Einführung von CO2-Abgaben, aber auch Fett- und Zuckersteuern. Das hätte sich in anderen Ländern bereits bewährt und würde generell als gesundheitsförderliche Maßnahmen wirken. Mehr Bewegung und weniger Fleischkonsum senken zudem erwiesenermaßen die Anzahl von Dickdarmkrebs und Diabetes Typ 2. Damit tue man gleichzweitig etwas für sich wie auch für andere, hofft Hans-Peter Hutter auf ein Umdenken.
Verantwortung tragen
Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Rektor der MedUni wies auf die besondere Verantwortung der Angehörigen von Gesundheitsberufen hin: „Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Daher ist es uns als Medizinische Universität Wien in unserer Rolle als eine der führenden Wissenschaftsinstitutionen in Österreich besonders wichtig, dieses Thema aufzugreifen, Verantwortung zu übernehmen und das Bewusstsein für dieses weltweite Problem zu schärfen."
Karin Podolak, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.