Plötzlich taucht sie auf, die „fliegende Untertasse“ des neuen Apple-Headquarters der Superlative in Cupertino: Durchmesser von einem halbem Kilometer, mittendrin ein Wald doppelt so groß wie der Wiener Stadtpark. Das Gebäuderund ist selbstverständlich energieneutral durch ein Dach aus Solar-Paneelen.
Das „Raumschiff“ ist der fünf Milliarden Euro teure Einfall des Flaggschiffs des amerikanischen Internet-Zeitalters: das Aushängeschild des IT-Konzerns mit dem angebissenen Apfel. Sein Schöpfer ist der ebenfalls nicht billige Star-Architekt Norman Foster. Lady Gaga als Eröffnungsnummer in der futuristischen Steve-Jobs-Hall muss auch nicht gerade billig gewesen sein.
Weltmeister der IT - und der Steuervermeidung
Um Geld braucht sich Apple nicht zu kümmern. Der Internet-Gigant ist nicht nur Weltmeister in der Erfindung digitaler Produkte - 1,5 Milliarden iPhones verkauft -, sondern auch Weltmeister in der Steuervermeidung. Deshalb liegt die EU-Kommission im Dauerstreit mit Apple.
Kaum ein Steuerparadies, kaum eine Pirateninsel, wo Apple nicht Geld geparkt hat: insgesamt schon 250 Milliarden Dollar (knapp 230 Milliarden Euro) im Ausland. Präsident Donald Trump will das Geld in den USA haben und bietet an, die Unternehmenssteuer generell von 25 auf 15 Prozent zu senken, doch Apple konstruiert grenzgeniale weltweite Steuersparmodelle, die den Profit so lange hin und her schieben, bis er so gut wie steuerfrei ist.
Heute kommt „Wunder-iPhone“
Heute hat Apple wieder einen seiner großen Tage. Steve-Jobs-Nachfolger Tim Cook stellt ein angebliches „Wunder-iPhone“ vor, nachdem die Absatzzahlen der letzten iPhones durch Marktsättigung zurückgegangen waren. Die Präsentations-Show beginnt um 19 Uhr Mitteleuropäischer Zeit.
Der Enthüllungstermin fällt zusammen mit einem gerade bekannt gewordenen und bisher für unmöglich gehaltenen Hackerangriff auf iPhones: Viele Geräte waren mit einem „Überwachungsimplantat“ verseucht worden. Dieser Einbruch in das Digitalsystem stammte von Websites, die durch einen Internet-Virus manipuliert worden waren.
Zigtausende iPhones zeitweise „verwanzt“
Ein Klick auf diese Websites infizierte das iPhone mit einer „Wanze“. Diese saugte Kontakte, Fotos und vermutlich sogar gespeicherte Passwörter ab.
Die Sicherheitslücke wurde nach etwa zwei Jahren entdeckt und geschlossen. Unklarheit herrscht über das Ziel der mysteriösen Hacker, aber diese Methode der Gruppenüberwachung war jedenfalls in der Lage, diverse Minderheiten bzw. Dissidenten zu verfolgen. Der Verdacht richtet sich gegen China in seinen Bemühungen, die uigurische Volksgruppe zu kontrollieren.
Legendärer Gründervater Steve Jobs
Global denken, strategisch handeln, das war dem Schöpfer des Unternehmens, dem 2011 im Alter von 56 Jahren an Krebs gestorbenen Steve Jobs, gleichsam in die Wiege gelegt. In San Francisco mit dem Namen Abdul Latif Jandali als Sohn eines syrischen Studenten geboren, war das Kind bald Sozialwaise und wurde von einer Mutter mit armenischem Migrationshintergrund adoptiert. Im neuen Elternhaus kam er zu dem Namen Steve Jobs.
Dort lötete er 1976 in der inzwischen legendären Garage der Zieh-Eltern (mit heute Museums-Status) gemeinsam mit Steve Wozniak - beide Studienabbrecher - den ersten Personal Computer zusammen.
Diese Kindheit hatte aus Steve Jobs einen harten Knochen gemacht. Er pflegte als Buddhist ein Naheverhältnis zur indischen Mystik und suchte in Indien - auch mit bewusstseinsverändernden Drogen - den Sinn des Lebens. Das verband ihn mit den Beatles, die er verehrte. Von seinen asketischen Essgewohnheiten stammt nach eigener Darstellung das Firmenlogo mit dem angebissenen Apfel. Die Welt hat ihn täglich vor sich.
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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