Es war eine der Meldungen dieses Sommers: Rund 50 Flaschen Wein wurden aus einem Büro in der Grazer Innenstadt gestohlen. Der Schaden: mehrere Zehntausend Euro! Warum man ein solches Diebesgut nicht leicht an den Mann bringen kann und wie man falsche Flaschen erkennt, erklärt Experte Werner Gröbl.
Die Polizei in Graz stand vor einem Rätsel: Die Diebe kamen und gingen, ohne viele Spuren zu hinterlassen. Aus taktischen Gründen wurde der genaue Wert der gestohlenen Flaschen nicht beziffert, ebenso wenig die Weinmarken. „Es kann sich eigentlich nur um Rotweine handeln - und hier am ehesten um Mouton-Rothschild oder Pétrus. Der Mouton-Rothschild hat eine sehr interessante Lebensgeschichte und polarisiert einfach“, erklärt Geschäftsmann Werner Gröbl.
Erfolg gegen Weinfälscher
Was die Diebe mit so einer exklusiven Beute machen können? Am wahrscheinlichsten ist ein direkter Verkauf an Private. Gröbl: „Versuchen sie die Flaschen im Internet loszuwerden, fällt das Kennern auf. Bei mir gibt es Flaschen, die würde ich nach zehn Jahren wiedererkennen.“
Dem Steirer gelang im Internet auch schon einmal ein großer Schlag gegen einen Weinfälscher. „Der hatte seinen Sitz in Berlin und verkaufte mir eine gefälschte Flasche Mouton-Rothschild. Ich habe die deutsche Polizei zwar informiert, die hat aber nur wenig Interesse gezeigt. Dennoch habe ich es geschafft, dass er sich mit seinem Geschäft zurückgezogen hat.“
„Wer naiv online kauft, ist selbst schuld“
Bei der Suche nach edlen Weinen ist das Internet Segen und Fluch zugleich. „Man kann gezielt nach Flaschen und Jahrgängen suchen, sich mit dem Verkäufer vertraut machen. Wie lange macht er das schon, passt der Preis, wie viele positive und negative Bewertungen hat er und warum?“
Die Wahrheit liegt aber letztlich in, oder besser gesagt, an der Flasche: „Das Internet bietet für mich eine große Transparenz, aber auch Risiken, auf Fälscher zu treffen. Wer naiv online kauft, ist selbst schuld.“
So erkannt man Fälschungen
Im bestens alarmgesicherten Weinkeller in Graz-Gösting zeigte uns Gröbl dann seine private Sammlung – und auch seine Kollektion an „falschen“ Flaschen. „Eine Fälschung erkennt man zum Beispiel gut an einer zerknitterten Kapsel. Das heißt, die Flasche wurde schon einmal geöffnet. Sie wird dann auch oft übermalt, um die Falten zu überdecken. Ein Indiz für eine Fälschung kann auch ein zu kurzer oder langer Korken sein“, sagt Gröbl, der demonstrieren kann, wie man Flaschen ganz einfach öffnen und wiederverschließen kann, ohne dass danach für Laien ein Unterschied erkennbar ist.
Am Ende hat er noch einen Tipp parat, um Weinfälschern (oder Dieben) auf die Schliche zu kommen: „Kauft im Internet jemand in rauen Mengen alte Flaschen und Korken, ist das für mich verdächtig...“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.