Google: Suchmaschine mit grenzenloser Marktmacht in der Werbebranche. Das Prinzip Profitmaximierung durch Kundendaten sprengt alle Grenzen. Auch Millionenstrafen können den Internet-Giganten kaum abschrecken.
Du surfst in der Suchmaschine Google, weil du etwas Bestimmtes wissen willst. Und was weiß dann Google über dich? Mehr als dir lieb ist! Da wäre die relativ harmlose Variante: Du hast das Produkt gefunden und wunderst dich dann, dass du mit Werbung zu ähnlichen Produkten überschüttet wirst. Die schlimme Variante: Du verlierst den Doktortitel, weil deine Dissertation durch Google-Algorithmus als Plagiat entlarvt wurde. Google hat die personifizierte Werbung – der Traum jedes Inserenten – zur absoluten Perfektion getrieben. Dazu wirst du bis in die letzten Winkel deines Verhaltens verfolgt.
Zwei jüngste Fälle: Ein kleiner Rivale beschuldigt Google, entgegen den eigenen Verpflichtungen und unter Umgehung der Datenschutzbestimmungen der EU persönliche Daten seiner Kunden an die Werbewirtschaft verkauft zu haben. Diese war interessiert an der ethnischer Zugehörigkeit, Gesundheit oder politischen Neigungen.
Zweiter aktueller Fall: Eine Tochterfirma von Google schloss einen gerichtlichen Vergleich und zahlt 170 Millionen Dollar, weil Datenschutzbestimmungen von minderjährigen Kunden verletzt worden sind.
Der seelenlose Suchmaschinenbetreiber Google will allerdings in seinem Headquarter in Mountain View ein bisschen menscheln und empfängt dich am Tor mit einem leibhaftigen Begrüßungs-Clown. Doch die nackten Zahlen sprechen für sich: Googles Marktmacht in der Werbebranche hat unfassbare Ausmaße angenommen: 2018 betrugen die Werbeeinnahmen sagenhafte 116,3 Milliarden Dollar. Das ergibt 32 Prozent aller digitalen Werbeeinnahmen weltweit und 38 Prozent in den USA.
Das Prinzip Profitmaximierung sprengt alle Grenzen. Zuletzt musste Google etwas einlenken: Der Sprachassistent wird nicht mehr nach Signalworten für die Werbung gescannt, und die Tochterfirma Deep Mind sammelt keine Patientendaten mehr – sagt sie.
Erfolgreiches YouTube im Eiltempo aufgekauft
Ebenfalls als Tochterfirma wurde YouTube dem Google-Konzern einverleibt. Die spektakuläre Videoplattfom war 2005 von drei ehemaligen PayPal-Mitarbeitern gegründet worden. Schon ein Jahr später wurde das Startup zum heutigen Aktienwert von 1,3 Milliarden Dollar den Gründern abgekauft.
Auch Google selbst rechnet nur noch in Milliarden. Gegründet 1998 ursprünglich als akademische Forschungsarbeit von den Stanford-Informatikern Larry Page und dem in Moskau geborenen Sergej Brin, kommt Google auf 3,5 Milliarden Suchanfragen täglich. Jeder der beiden wird heute auf 48 Milliarden Dollar geschätzt, wobei Sergej Brin als der reichste Immigrant in den USA gilt.
Der Name „Google“ ist eine Verballhornung der Bezeichnung für die Zahl Eins mit hundert Nullen. Der Name „googeln“ für „suchen“ ist schon in den Sprachgebrauch eingegangen. Ja, und es soll auch die jüngste Errungenschaft der Google-Laboratorien zur Verbesserung des alltäglichen Lebens nicht unerwähnt bleiben. Gemeinsam mit Pampers entwickelt Google die „smarte Windel“. Sie meldet über einen Chip, wie es Baby geht und was das Baby wann braucht
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung
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