Die als Friedensoper zum Nahostkonflikt gedachte Aufführung der „Königin von Saba“ von Carl Goldmark im Stift Klosterneuburg in Niederösterreich sorgt für Wirbel - wegen pornografischer, sexualisierter und erotischer Szenen, die ausgerechnet im Altarraum aufgeführt wurden. Nach der öffentlichen Generalprobe am Mittwoch stand die Absage der Inszenierung im Raum, am Donnerstagabend kam dann eine entschärfte Version zur Aufführung. Statt eines im Vorfeld heftig kritisierten Dildos wurde kurzerhand eine Schlangenrequisite verwendet.
„Es hat in einer Kirche nichts zu suchen“, dass um den Altar herum eine nackte Frau im Stringtanga mit einem überdimensionalen Dildo umgeschnallt spaziere, empörte sich Walter Hanzmann, der Sprecher des Stifts Klosterneuburg. Nach der Generalprobe am Mittwochabend hatten sich nach Angaben des Stifts Gläubige beschwert, ein Mitglied des Ensembles hatte gar an Propst Bernhard Backovsky geschrieben und die Inszenierung als „nicht tragbar“ bezeichnet.
Regisseur: Proben gingen ohne Beanstandungen über die Bühne
Das Stift drohte daraufhin mit der Absage der Premiere am Donnerstagabend und der Aufführung am Freitag - beide weitgehend ausverkauft -, sollten nicht „einschneidende Änderungen“ vorgenommen werden. Regisseur Peter P. Pachl und sein Team verwiesen darauf, dass beide Hauptproben ohne Beanstandungen über die Bühne gegangen seien. Die Androhung der Absage sei erst nach der öffentlichen Voraufführung erfolgt. Stift-Sprecher Hanzmann konterte: „Wir wurden nicht zur Hauptprobe eingeladen.“
Nackt nur noch auf der Leinwand, Dildo nun eine Schlange
Nachdem die Wogen wegen der expliziten Szenen hochgingen, wurde tatsächlich reagiert: Eine entschärfte Version kam zur Aufführung, Organisator Konrad Melchers bat zu Beginn der Friedensoper Propst Backovsky um Entschuldigung. Die entblößte Szene von Alessandra Di Giorgio, die die Gefährtin der Königin von Saba, Astaroth, sang, war am Donnerstag nur noch auf einer Leinwand zu sehen, der Dildo inszenatorisch durch eine Schlange ersetzt worden, wie eine Besucherin der Premiere gegenüber krone.at schilderte.
„Im Vorfeld nicht über derartige Szenen informiert worden“
Man sei im Vorfeld der Aufführung mit Melchers im Gespräch gewesen, aber nicht über derart explizite Szenen informiert worden, hieß es am Freitag auf Anfrage aus der Kulturabteilung der Stadtgemeinde Klosterneuburg gegenüber krone.at. Prinzipiell stehe man der künstlerischen Freiheit offen gegenüber. Kunst dürfe und solle zum Denken anregen, eine Wiederaufnahme der „Königin von Saba“ sei gerade in diesem Zusammenhang begrüßenswert. Eine Subvention seitens der Stadtgemeinde sei abgelehnt worden.
„Szene überlagert eine ansonsten künstlerisch wertvolle Leistung“
Aber: „Der Respekt vor unseren Mitmenschen gebietet uns, einen sakralen Raum wie den Altarraum im Stift Klosterneuburg nicht mit derartigen Szenen zu überlagern. Das hat nichts mehr mit künstlerischer Freiheit zu tun. Provokation wird zur Beleidigung, und dies wird seitens der Stadtgemeinde strikt abgelehnt. Persönlich empfinde ich die Szene als unnötig. Sie überlagert eine ansonsten künstlerisch und geschichtlich wertvolle Leistung“, zeigte sich Kulturstadträtin Verena Pöschl entsetzt.
Regisseur Pacht erklärt „Die Königin von Saba“:
Bis 1938 eine der am häufigsten aufgeführten Opern weltweit
Bis zum Nationalsozialismus war „Die Königin von Saba“ eine der am häufigsten aufgeführten Opern weltweit, an der Wiener Hofoper mit 275 Aufführungen, in Budapest mehr als 400-mal, vom Publikum als „Habsburger Hofoper“ oder „jüdische Nationaloper“ bejubelt - Goldmark entstammte einer jüdischen österreichisch-ungarischen Familie. Gustav Mahler, Arturo Toscanini und Bruno Walter gehörten zu den zahlreichen Dirigenten der Oper. Leonard Bernstein bedauerte, dass er in seiner Wiener Zeit den historischen Augenblick verpasst hatte, sie in der Staatsoper wieder aufzuführen.
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