Wie Contergan-Skandal?

Mehrere Kinder ohne Hände in Deutschland geboren

Ausland
13.09.2019 07:45

Eine Serie von Fehlbildungen bei Neugeborenen in Deutschland sorgt derzeit für Aufsehen. So kamen im Sankt-Marien-Hospital in Gelsenkirchen innerhalb weniger Wochen drei Kinder zur Welt, denen eine Hand bzw. Teile davon fehlten. Die Ursache ist unbekannt, die Kinder hatten keine Gemeinsamkeiten, außer dass sie alle aus der Nähe von Gelsenkirchen kommen. Eine Hebamme machte die Fälle, die an den Contergan-Skandal in den 1960er-Jahren erinnern, öffentlich. Mittlerweile haben sich ihren Angaben zufolge schon 20 betroffene Familien aus ganz Deutschland gemeldet. Bekannt seien auch Fälle aus Frankreich.

Die drei jüngst betroffenen Kinder waren im Sankt-Marien-Hospital zur Welt gekommen, ihre Mütter waren dort bei der Entbindung zum ersten Mal untersucht worden. „Bei zwei der betroffenen Kinder war die linke Hand deformiert, Handteller und Finger nur rudimentär angelegt“, so ein Sprecher der Klinik gegenüber der „Bild“. „Bei einem Kind war die rechte Hand betroffen.“ Weitere Fehlbildungen gab es laut Auskunft der Klinik nicht. Die Familien der Kinder kommen zwar alle aus der Nähe von Gelsenkirchen, hätten aber sonst keine Gemeinsamkeiten. Das mehrfache Auftreten könne Zufall sein, der kurze Zeitraum sei jedoch auffällig, so der Sprecher.

„Bis jetzt haben sich 20 Familien gemeldet“
Mittlerweile wurde auch ein Experte von der Berliner Charité hinzugezogen. Öffentlich gemacht hat den Fall die Hebamme Sonja Liggett-Igelmund (45). Sie hatte in einer Hebammengruppe im Internet erstmals von der auffälligen Anzahl der Fälle gehört: „In Frankreich gab es auch diese Fälle, mindestens 25. Bis jetzt haben sich 20 Familien bei mir gemeldet, deren Kinder auch betroffen sind. Eine Mutter, die sich viel mit Umweltgiften beschäftigt, vermutet die Ursache in allem, was auf Deutschlands Feldern gespritzt wird." Über die sozialen Netzwerke werden nun weitere Betroffene gesucht.

Pestizide schuld an Fehlbildungen?
Fehlbildungen dieser Art entstehen im Frühstadium der Schwangerschaft und können tatsächlich durch Gifte ausgelöst werden. Umweltschützer hatten bereits 2018, nachdem es in Frankreich die ersten Fälle gegeben hatte, Pestizide dafür verantwortlich gemacht. Viele Betroffene in Frankreich sollen in der Nähe von Sonnenblumen- und Getreidefeldern gelebt haben. 

(Bild: APA/Helmut Fohringer)

Erinnerungen an Contergan-Skandal
Berichte dieser Art rufen bei vielen Erinnerungen an den Contergan-Skandal Anfang der 1960er-Jahre hervor. Damals kamen weltweit etwa 5000 bis 10.000 Kinder mit Fehlbildungen an Armen und/oder Beinen sowie mit anderen schweren Behinderungen zur Welt. Ihre Mütter hatten zuvor das damals rezeptfreie Beruhigungsmittel Contergan eingenommen - welches als unter anderem als Medikament gegen Morgenübelkeit in der Schwangerschaft eingesetzt wurde. Der Skandal hatte weltweite Auswirkungen auf den Umgang mit Arzneimittelzulassungen.

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