Im Oktober 2017 haben Astronomen mit dem „Oumuamua“ getauften Himmelskörper zum allerersten Mal ein interstellares Objekt in unserem Sonnensystem entdeckt. Jetzt rätseln die Forscher über einen zweiten Besucher, der möglicherweise von außerhalb unseres Sonnensystems stammt. Seit Ende August nehmen sie einen Kometen genauer unter die Lupe, der mittlerweile den Katalognamen C/2019 Q4 (Borisov) erhalten hat.
Entdeckt wurde C/2019 Q4 von Gennady Borisov am MARGO Observatorium in Nauchnij auf der Halbinsel Krim. Die bis dato vorhandenen Daten deuten laut Angaben von Experten darauf hin, dass es sich bei dem Himmelskörper um einen aktiven Kometen handelt und dass dieser auf einer sogenannten hyperbolischen Bahn unterwegs ist.
Komet mit rund 150.000 km/h unterwegs
„Die Umlaufgeschwindigkeit des Kometen ist hoch. Sie liegt bei 150.000 km/h, was weit über den typischen Geschwindigkeiten von Objekten liegt, die die Sonne in dieser Entfernung umkreisen“, wird Davide Farnocchia vom Center for Near-Earth Object Studies (CNEOS) am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA im kalifornischen Pasadena auf der NASA-Website zitiert. „Die hohe Geschwindigkeit deutet nicht nur darauf hin, dass das Objekt wahrscheinlich von außerhalb unseres Sonnensystems stammt, sondern auch darauf, dass es den interstellaren Raum verlassen und in diesen zurückkehren wird.“
Den Berechnungen zufolge steuert der Komet C/2019 Q4 auf das Innere unseres Sonnensystems zu und wird am 26. Oktober die sogenannte Ekliptikebene - also jene Ebene, in der die Erde und die anderen Planeten die Sonne umkreisen - von oben in einem Winkel von rund 40 Grad passieren. Laut Beobachtungen eines Teams der University of Hawaii lasse das unscharfe Erscheinungsbild auf einen Kometenkern mit einen Durchmesser von zwei bis 16 Kilometern schließen.
Kommt aus Richtung des Sternbilds Kassiopeia
Zurzeit ist der insterstellare Besucher rund 420 Millionen Kilometer von unserem Zentralgestirn entfernt. Seinen sonnennächsten Punkt wird C/2019 Q4 am 8. Dezember in einer Entfernung von etwa 300 Millionen Kilometern erreichen, heißt es auf der NASA-Website. Erste Berechnungen würden zeigen, dass der Komet wohl aus der Richtung des Sternbilds Kassiopeia kommt, berichten die Forscher. Auf seiner Flugbahn dürfte er der Sonne in etwa so nahe kommen wie der Mars. Anschließend sollte es den interstellaren Besuch wieder hinaus in die Weiten des Alls ziehen, so die Wissenschaftler.
C/2019 Q4 weckt Erinnerungen an den zigarrenförmigen Himmelskörper „Oumuamua“ (Bild unten) der im Herbst 2017 entdeckt worden war, als er mit großer Geschwindigkeit durch unser Sonnensystem raste. Der später als Asteroid eingeordnete Himmelskörper war anfangs ebenfalls für einen Kometen gehalten worden.
Ein interstellarer Besucher pro Jahr
Astronomen schätzen, dass etwa einmal pro Jahr ein interstellarer Besucher durch unser inneres Sonnensystem hindurchfliegt. Weil solche Objekte aber sehr lichtschwach sind, konnten sie bisher nicht beobachtet werden. Erst seit Kurzem sind laut ESO irdische Durchmusterungsteleskope leistungsfähig genug, um überhaupt eine Chance auf die Entdeckung solcher Himmelskörper zu bieten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.