Wettmafia-Experte Stinner kritisiert die lasche Vorgehensweise bei Verdachtsmomenten in Österreich. Das Frühwarn-System ist einfach auszuhebeln. Ex-UEFA-Chefermittler schlug schon vor Taboga Alarm. Rudolf Stinner jagt der Wettmafia rund um den Globus hinterher. Seit zehn Jahren taucht er im tiefen Sumpf gekaufter Fußballspiele. Der ehemalige UEFA-Chefermittler in Sachen Wettbetrug und nunmehrige Boss von „Indexx Data“ informierte schon 2013 die Österreichische Bundesliga über Verdachtsmomente
Als Sanel Kuljic (unten im Bild) zuletzt in der „Krone“ über neuerliche Spielmanipulationen in Österreichs höchster Liga auspackte, kam das für Rudolf Stinner nicht überraschend. Denn: „Ich bekomme immer wieder Hinweise über krumme Dinger in Österreich, aber denen gehe ich mittlerweile nicht mehr nach. Die wandern umgehend in den Müll“
Stinners Vorwurf: „Hierzulande habe ich bei der Aufklärung mit den Verantwortlichen keine positive Erfahrung gemacht.“ Man würde, so der ehemalige Polizei-Sonderermittler, Verdachtsmomenten mit zu wenig Nachdruck und nur halbherzig nachgehen. Als Beleg zeigt der 63-Jährige der „Krone“ ein E-Mail (siehe Faksimile), das er am 24. März 2013 an die Bundesliga schickte. Inhalt: Großvolumige Wetten auf dubiose Ergebnisse bei einem österreichischen Klub. Kurzum: Es ist was im Busch! Acht Monate später ging die Taboga-Bombe hoch! Stinner: „Rückmeldung hab ich bis heute keine bekommen.“
System-Trick
„Das Frühwarn-System hat nie angeschlagen“, erklärte „Play Fair Code“-Präsident Kaltenbrunner nach den Kuljic-Aussagen. Stinner: „Das bedeutet aber nichts. Es gibt viele kleine und illegale Wettanbieter, die nicht an dieses System angeschlossen sind. Und wenn ich bei vielen verschiedenen Anbietern kleinere Summen auf ein Match wette, scheinen auch nirgendwo auffällige Wetteinsätze auf“, sagt der Steirer, der weiß: „Ohne direkten Kontakt mit den Wettanbietern sind die Ermittlungen schwierig.“ Ein Kampf gegen Windmühlen.
Burghard Enzinger, Kronen Zeitung
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