Was sich ändern muss

Junge werden nicht auf die Welt vorbereitet

Leben
16.09.2019 06:00

Bildung galt als Schlüssel für ein erfolgreiches Leben. Heute fürchten die Österreicher aber, dass junge Menschen in den Schulen nicht mehr auf die Welt vorbereitet werden. 76 Prozent der Bevölkerung halten die Lehrpläne für veraltet - das ergab die aktuelle „Krone“-Umfrage. Teil eins unserer großen Serie.

Als die heutigen Erstwähler vor 16 Jahren auf die Welt kamen, konnten Handys noch keine Videos aufzeichnen, Marc Zuckerberg war noch Student und Facebook eine Idee in seinem Kopf. Heute sind diese und weitere digitale Angebote und Technologien Teil des Alltags - und oft wissen Eltern weniger darüber Bescheid als ihre Kinder.

81 Prozent der Maturanten/Studenten unzufrieden
Kein Wunder also, dass 76 Prozent der Österreicher meinen, die Lehrpläne an unseren Schulen sollten besser an die gesellschaftlichen und technologischen Entwicklungen angepasst werden. Oder anders gesagt: Der Stoff, den unsere Kinder lernen, ist in vielen Bereichen veraltet. Dieses eindeutige Ergebnis geht aus unserer aktuellen „Krone“-Umfrage (Details siehe auch Storyende) hervor. Pickt man sich nur Maturanten und Studenten aus der Umfrage heraus, sind es sogar 81 Prozent, die sich modernere Schulinhalte wünschen.

Dazu passt, dass sechs von zehn Österreichern die Digitalisierung in der Schule stärker behandelt sehen möchten. Bei Männern und oberen Einkommensschichten ist die Forderung stärker, Frauen legen weniger wert auf digitale Inhalte.

(Bild: stock.adobe.com)

Der Wunsch nach mehr Digitalisierung bedeutet nicht zwingend, dass Schulen technisch besser ausgestattet werden. Nur 47 Prozent der Befragten wollen, dass Schulbücher in Oberstufen und weiterführenden Schulen teilweise durch Laptops oder Tablets ersetzt werden, die der Staat zur Verfügung stellt. Wer in einer Großstadt wohnt, kann diesem Vorschlag mehr abgewinnen (51 Prozent) als Dorfbewohner (42 Prozent).

Wichtiger als die Ausstattung ist den Österreichern die Ausbildung der Lehrer. 65 Prozent fordern, Auswahlprozesse vor dem Studium zu verbessern, damit nur die Besten in den Klassenzimmern unterrichten.

Trend zu Privatschulen besonders in Wien
Zufrieden mit dem öffentlichen Schulsystem ist knapp die Hälfte der Bevölkerung - die andere Hälfte meint, dass gute Bildung mancherorts nur mehr in Privatschulen zu bekommen ist. Den Ausschlag gibt hier Wien, wo 62 Prozent im Team „Privatschule“ sind, wohingegen der Anteil im Westen (Vorarlberg, Tirol, Salzburg) nur bei 39 Prozent liegt.

Ob öffentlich oder privat - eine gute Schulbildung ist für 55 Prozent der Österreicher keine Garantie mehr für einen guten Job. Besonders pessimistisch sind die Unter-30-Jährigen (67 Prozent).

Was Österreich wirklich bewegt, wollte die „Krone“ wenige Wochen vor der Nationalratswahl wissen - und wie die Spitzenpolitik gedenkt, den wichtigsten Anliegen der Bevölkerung zu begegnen. (Bild: krone.at-Grafik)
Was Österreich wirklich bewegt, wollte die „Krone“ wenige Wochen vor der Nationalratswahl wissen - und wie die Spitzenpolitik gedenkt, den wichtigsten Anliegen der Bevölkerung zu begegnen.

Faktencheck:

  • Kindergärten am Land öfter geschlossen? 365.359 Kinder waren 2018 in 9342 Kindergärten, Krippen und Horten und ähnlichen Einrichtungen eingeschrieben. Das macht im Schnitt 39 Kinder pro Institution. 21,8 Tage hat ein Kindertagesheim pro Jahr im Schnitt geschlossen, die Hälfte davon in den Sommerferien. In Wien ist es deutlich kürzer, im ländlichen Raum um Wochen länger.
  • Immer weniger Schüler in einer Klasse? Ein Lehrer betreut in der Volksschule im Schnitt zwölf Schüler, in der Unterstufe sind es neun. Die Klassengröße beträgt bei den Sechs- bis Zehnjährigen 18, bei den zehn- bis 14-Jährigen 21. Das ist unter dem Durchschnitt der 36 OECD-Länder. Die Zahl der Schüler in einer Klasse sank seit 2005 um acht Prozent.
  • Der Bund trägt die Hälfte aller Kosten? 20 Milliarden Euro lässt sich Österreich sein Bildungssystem pro Jahr kosten. Die Hälfte zahlt der Bund, ein Drittel die Länder, der Rest (ca. zwölf Prozent) entfällt auf die Gemeinden. Pro Schüler werden rund 13.000 Euro ausgegeben.
  • Zahl der Schulabbrecher konstant? Der häufigste höchste Abschluss ist die Sekundarstufe 2, dazu zählen Lehre, AHS- oder BMS-Matura. Sieben Prozent brechen ihre Ausbildung ohne Abschluss ab. Ein Prozent der Österreicher macht einen Doktor-Abschluss.
„Leider geschlossen“, heißt es nach Angaben der Statistik Austria (2018) im Sommer besonders bei Kindergärten im Burgenland. (Bild: "Krone"-Grafik, krone.at-Grafik)
„Leider geschlossen“, heißt es nach Angaben der Statistik Austria (2018) im Sommer besonders bei Kindergärten im Burgenland.

Krone-Serie zur Wahl - Teil 1 von 12: Welche Sorgen haben die Österreicher? Was bewegt unser Land wirklich? Diese Fragen stellte die „Krone“ gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Integral. 1500 Menschen über 14 Jahren aus ganz Österreich haben in der repräsentativen Studie (Zeitraum 12. bis 25. August) geantwortet. Bis zur Wahl präsentieren wir täglich die wichtigsten Themen: von sozialer Gerechtigkeit über Sicherheit bis hin zu Arbeitswelt und Klimawandel ist von allem etwas dabei. Außerdem konfrontieren wir die Spitzenkandidaten der Parteien mit den Ergebnissen und fragen sie nach ihren Lösungen. Den Anfang unserer Serie macht diesmal die Bildung.

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Teresa Spari, Kronen Zeitung, und krone.at

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(Bild: kmm)



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