Gut zwei Jahre nach dem modularen Debut, das daheim am TV-Gerät und unterwegs als Handheld genutzt werden kann, legt Nintendo eine neue Version seiner Switch nach. Bewegungssteuerung und TV-Unterstützung fehlen der neuen Konsole, ein richtiges Steuerkreuz und handlichere Maße sind dazu gekommen. Wie spielt es sich auf dem 5,5-Zoll-Zwerg Nintendo Switch Lite? Wir haben es ausprobiert.
Der technische Unterbau beider Switch-Versionen ist sehr ähnlich: Dort und da erzeugt ein eigens designter Tegra-Prozessor von Nvidia - ein Smartphone-Chip mit extra viel Grafikleistung - die Rechenpower. Beide Konsolen bieten eine Auflösung von 720p - die große Switch gibt am Fernseher 1080p aus - und halten mit einer Akkuladung je nach Helligkeit und Rechenlast des Spiels im Schnitt fünf, sechs Stunden durch.
Die kleinere scheint dabei etwas effizienter mit dem Strom umzugehen, holte im Test etwa beim stromfressenden „Mario Kart 8 Deluxe“ oft eine Stunde mehr heraus als die größere. Draußen sind beide Modelle nur eingeschränkt nutzbar: Im Schatten spielt es sich zwar tadellos, im Sonnenlicht trüben aber selbst bei maximaler Helligkeit schnell Spiegelungen am Touchscreen den Spaß.
Moderner Game Boy ohne TV-Bildausgabe
Während die große Switch in einem Dock lädt und über USB-C nicht nur Strom entgegennimmt, sondern auch Bilder ausgibt, hat die Lite-Version einen reinen Ladeanschluss. Am TV-Gerät kann sie also nicht betrieben werden. Sie ist ein moderner Game Boy und dürfte endgültig die letzten Tage von Nintendos Klapp-Handheld 3DS einläuten.
Weitere Unterschiede: Die große Switch hat einen ausklappbaren Ständer, die kleine nicht. Gewicht - 400 gegen 275 Gramm - und Diagonale - 6,2 gegen 5,5 Zoll - unterscheiden sich ebenfalls, wodurch die kleine Switch handlicher und ergonomischer ausfällt - besonders für kleinere Hände. Ein wenig besser läge sie wohl noch in der Hand, wenn man sie seitlich etwas dicker ausgeführt hätte, den zusätzlichen Raum hätte man wiederum für zusätzliche Akkukapazität nutzen können. Aber grundsätzlich weiß das Handling zu gefallen.
Stabiler als die große Switch
Sie ist auch stabiler als die modulare erste Switch. Klar, zum Schutz der beiden Analog-Sticks und des Touchscreens sollte man zum Transport eine Hülle nutzen. Der gebrechliche Ständer an der Rückseite und die mit der Zeit etwas ausleiernde Controller-Verbindungsschiene des ersten Geräts vermissen wir aber nicht.
Die aus leicht angerautem mattem Kunststoff gefertigte und zunächst in drei Farben - Grau, Gelb, Türkis - verfügbare Switch Lite ist da schon solider. Mit dem günstigeren Preis - gut 220 gegen etwas über 300 Euro - gepaart, spricht das möglicherweise dafür, dieses Modell in unwirtlichen Umgebungen wie Kinderzimmern oder als Zweitgerät einzusetzen.
Steuerkreuz ist in vielen Spielen Trumpf
Aber auch unterwegs - ein gewisser Prozentsatz der Switch-User soll seine Konsole ohnedies primär mobil nutzen - freut man sich über mehr Robustheit und besseres Handling. Und über das nunmehr klassisch gehaltene Steuerkreuz links: Für Kampfspiele, Jump’n’Runs oder Retro-Games über den NES- und SNES-Emulator ist das weit besser geeignet als die vier Knöpfe, die bei der großen Variante die Richtungstasten darstellen.
Wofür die Switch Lite nicht geeignet ist, sind Games mit Bewegungssteuerung. „Just Dance“ oder das wilde Kampfspiel „Arms“ sind nichts für die Switch Lite. Über Bluetooth lassen sich zwar andere Controller mit der Kleinen verbinden, aber auf 5,5 Zoll wird man vermutlich selten Split-Screen-Duelle angehen. Da hätte man das Bluetooth-Modul auch für kabellose Headsets öffnen können.
Interner Speicher recht klein bemessen
Neben einer Hülle sollte man bei der Anschaffung auch gleich eine microSD-Karte mitnehmen. Die 32 Gigabyte interner Speicher der Switch Lite sind schnell gefüllt. Wer seine Spiele nicht in Kartenform kauft und als digitale Bibliothek mitnehmen will, sollte durchaus noch 128 Gigabyte einplanen.
So ausgerüstet, hat man mit der Switch Lite ein tolles mobiles Gaming-Gerät in Händen. Analog-Sticks und Tasten arbeiten präzise und mit klarem Druckpunkt, das Steuerkreuz ist für viele Games die bessere Wahl - und auch das Software-Angebot stimmt.
Spieleauswahl weit besser als zu Wii-U-Zeiten
In den vergangenen beiden Jahren ist es Nintendo nämlich, entgegen unserer ersten Befürchtungen, gelungen, einen ganzen Haufen Hochkaräter auf die Switch zu holen - nicht nur Eigenentwicklungen wie „Zelda: Breath of the Wild“, „Super Mario Odyssey“ oder „Mario Kart 8 Deluxe“, sondern auch von vielen kleineren unabhängigen Entwicklerstudios.
Auch etliche erstklassige PC-Spiele - „Witcher 3“, „Skyrim“, „Wolfenstein“ - haben es auf die Switch geschafft oder erscheinen demnächst. Das Problem der gescheiterten Wii U war geringe Spieleauswahl. Bei der Switch schöpft man nun aus dem Vollen, in dem allerdings auch manch schwacher Smartphone-Port schlummert.
Trotzdem: Nintendo macht diesmal bei der Spieleauswahl alles richtig. Mit dem Switch-Online-Dienst scheint man auch auf einem vernünftigen Weg zu sein: Für 20 Euro im Jahr hat man Zugriff auf einen laufend wachsenden Katalog von Dutzenden NES- und SNES-Klassikern. Kehrseite: Online-Multiplayer, etwa bei „Mario Kart“, gibt es im Gegensatz zu früher nur mehr gegen Bares, was aber freilich keine Besonderheit des Lite-Modells ist.
Fazit: Für unterwegs die bessere Wahl
Weil man sie nicht am TV-Gerät betreiben kann, ist die Switch Lite nur für User interessant, die eine reine Mobilkonsole suchen. Alle anderen sollten zur großen Variante greifen. Als Handheld macht sie aber vieles besser als das Original. Die Switch Lite ist robuster und ergonomischer, hinreichend ausdauernd und mit ihrem Steuerkreuz in Jump’n’Runs oder Prügelspielen schlicht überlegen.
Mobile Spieler, die sich ein besseres und vor allem mit besserer Software versorgtes Gaming-Gerät als ein Smartphone wünschen und Switch-Besitzer, die auf der Suche nach einer Zweitkonsole für sich selbst oder die Kinder sind, machen mit der Switch Lite nichts falsch.
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