Die größte Arktis-Expedition aller Zeiten ist gestartet. Ein ganzes Jahr lang lassen sich Forscher mit dem deutschen Eisbrecher in der Arktis einfrieren. In zwei Wochen soll das Schiff, das bereits 30 Jahre in Diensten steht, die Zielregion erreicht haben. Dort wartet die erste große Aufgabe auf die sechs Forschungsteams an Bord: das Finden einer geeigneten Eisscholle.
Auf der Scholle wollen die Forscher das Schiff einfrieren lassen und ein komplexes Forschungscamp errichten, um während der Drift des Eises entscheidende Kenntnisse zum Weltklima zu sammeln. Dabei drängt die Zeit: Bereits wenige Tage nach der geplanten Ankunft beginnt die Polarnacht, bei der die Sonne nicht mehr über den Horizont steigt - rund 150 Tage lang. Erschwerend kommt die Lage des Meereises in dem Gebiet hinzu.
Das Forschungsschiff des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (Awi) sowie der russische Eisbrecher Akademik Fedorov wollten nach der Abfahrt aus dem nordnorwegischen Tromsö am späten Freitagabend zunächst über die Barents- und die Karasee in Richtung der zentralen Arktis fahren.
„Höchste Zeit für Expedition“
Rund acht Jahre lang wurde an der Umsetzung dieser Mammutexpedition gearbeitet. „Noch in 2011 hätten wir uns nicht vorstellen können, wie dünn das Meereis und wie warm die Winter geworden sind“, erklärte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius, vor der Abfahrt der Polarstern. „Es ist also höchste Zeit für die Expedition, aufzubrechen und Daten und Bilder einer Region zu ermitteln, die sich schneller verändert, als wir sie erforschen können.“
Auch Eisbären eine Gefahr
Die Forscher bereiteten sich auf stürmische Zeiten vor. Neben der Polarnacht werden Temperaturen von bis zu minus 45 Grad und allgemein harsche Wetterbedingungen erwartet. Auch Eisbären stellen eine mögliche Gefahr dar. Die beteiligten Wissenschafter aus fast 20 Ländern, die während der Reise mehrfach ausgewechselt werden, nehmen all das in Kauf, um mit ihren Messungen vor allem den Einfluss der Arktis auf das Weltklima besser verstehen zu lernen. Sie erhoffen sich wichtige Erkenntnisse für die Klimaforschung.
Temperaturrekorde, Brände und Mikroplastik
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich kaum eine Weltregion so stark erwärmt wie die Arktis. Auch kämpft das Gebiet mit Mikroplastik wie Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen, im Juli wütete ein zerstörerisches Feuer in dieser Region - immerhin eine der kältesten der Erde. Am Arktischen Ozean gab es im selben Monat einen Temperaturrekord: Statt einer Durchschnittstemperatur von gewöhnlich gerade einmal 3,4 Grad Celsius wurden sagenhafte 21 Grad gemessen.
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