Der angeschlagene britische Reiseveranstalter Thomas Cook hat gravierende finanzielle Probleme und braucht dringend zusätzliche Mittel für Sanierungspläne - von 227 Millionen Euro ist die Rede, die schnell her müssen. Akut betroffen von der drohenden Pleite sind derzeit 600.000 Urlauber, die weltweit zu stranden drohen, sollte es zu keiner Last-Minute-Einigung kommen. Laut Medienberichten hinderten Angestellte von Hotels, die kein Geld vom Veranstalter bekommen hatten, Urlauber bereits daran, die Anlagen zu verlassen, sollten die Gäste nicht nochmal bezahlen.
Das Unternehmen mit Marken wie Neckermann-Reisen und der Fluglinie Condor braucht dringend Geld, um in die Zukunft seines Geschäfts zu investieren. Kurzfristig kommt erschwerend hinzu, dass das Unternehmen im Winter üblicherweise weniger einnimmt. Die benötigten 200 Millionen Pfund (knapp 227 Mio. Euro) kämen zu einem bereits ausgehandelten 900 Millionen Euro schweren Rettungspaket hinzu.
„Haben noch nicht aufgegeben“
Am Samstag verlautete aus Verhandlungskreisen, dass Thomas Cook mit der Beschaffung der dringend benötigten Gelder von privaten Investoren gescheitert war. Um einen Bankrott abzuwenden, hofft der Konzern nun auf Hilfen der britischen Regierung. „Wir haben noch nicht aufgegeben“, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Der Konzern, dessen größter Aktionär die chinesische Fosun-Gruppe ist, betreut jährlich 19 Millionen Reisende.
Urlauber am Verlassen ihrer Unterkünfte gehindert
Offenbar setzen manche Hotels nicht auf die Hoffnung auf eine Einigung: Berichten der Schweizer Zeitung „Blick“ sowie der britischen „Sun“ zufolge sollen im Zuge der aktuellen Finanznöte von Thomas Cook Reisende von Hoteliers am Verlassen der Unterkunft gehindert worden sein. Sie sollten den Preis des Hotels vor Ort nochmals oder hohe Kautionen für erhaltene Schlüssel bezahlen. Den Gästen einer Anlage in Tunesien sei gesagt worden, sie müssten sich vorerst in der Anlage niederlassen. Die Tore seien geschlossen worden, am Strand würden Sicherheitskräfte eingesetzt, damit die Menschen nicht heimlich abreisen können.
Beim Reiseveranstalter hieß es dazu, man werde keine neuen Ankünfte zu dem betroffenen Hotel schicken, jeder, der bereits in dem Hotel sei, werde ein Ersatzquartier in Hammamet angeboten. Man unterstütze die Kunden weiterhin. Wer mit Kreditkarte habe bezahlen müssen, habe bereits eine Rückerstattung erhalten. Zudem hieß es, man verstehe die Besorgnis, was die aktuelle Lage „aufgrund der Spekulationen in den Medien“ angehe, aber es laufe alles normal.
Reisebüroverordnung schützt Verbraucher
In Österreich hat der älteste Reisekonzern der Welt eine Zweigniederlassung, die laut Reisebürosicherungsverordnung gegen Insolvenz abgesichert ist. Sollte es zu Problemen kommen, kann man sich an den Abwickler AWP P&C S.A. in Wien wenden - darauf weist der Verbraucherschutzverein (VSV) von Peter Kolba hin. Bei Pauschalreisen, also beispielsweise gemeinsam gebuchtem Flug und Hotel, beziehungsweise bei verbundenen Reiseleistungen hat man Anspruch darauf, ohne Kosten sicher wieder in die Heimat zurückbefördert zu werden, so Kolba.
22.000 Arbeitsplätze in Gefahr
Im Falle eines Bankrotts des 178 Jahre alten Unternehmens sind Tausende Arbeitsplätze in Gefahr, allein in Großbritannien sind 9000 Angestellte tätig, weltweit 22.000.
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