Haltestellen-Posse

Geschützte Eiche steht den Obussen im Weg

Salzburg
23.09.2019 11:30
Jahrelang wurde über die Verlängerung der Linie 5 bis nach Grödig diskutiert. Inzwischen ist sie fix und sorgt für hitzigere Debatten als je zuvor. Der Streitpunkt: rund 180 Meter Fußweg zu einer neuen Haltestelle im Niemandsland. Anrainer und Politiker toben. Und das alles wegen eines mächtigen, alten Baumes.

Es könnte doch so schön sein. Ein jahrelang diskutiertes Projekt steht kurz vor dem Abschluss. Die Obuslinie 5 soll bis zur Untersbergbahn verlängert werden. Damit wird Grödig erstmals an das städtische Obusnetz angebunden – schadstofffrei! Denn neue eObusse werden für die Strecke ohne Oberleitung eingesetzt.

Derzeit läuft die Testphase, mit Fahrplanwechsel am 15. Dezember soll der Vollbetrieb starten. Die Salzburg AG rechnet mit bis zu 2300 zusätzlichen Fahrgästen pro Tag. Klingt alles super

Die Verlängerung erhitzte aber in den vergangenen Wochen die Gemüter. Der Grund: An der Berchtesgadner Straße soll eine neue, zusätzliche Haltestelle entstehen. Damit würde jene in der Birkensiedlung – die derzeitige Endstation der Linie 5 – nur noch von jedem zweiten Obus angefahren.

Zusätzlicher Fußweg für die Anrainer bis zur neuen Haltestelle: rund 180 Meter. Es folgten Proteste.

Warum es nicht wie gehabt bei der Haltestelle Birkensiedlung bleibt? Da kommt die Wurzel des Übels ins Spiel: ein Baum. Genauer gesagt eine uralte Eiche, die an der Straßenecke steht. Damit die fast 19 Meter langen Busse problemlos in Richtung Grödig abbiegen können, müsste sie gefällt werden. Ausgeschlossen, die Eiche ist geschütztes Naturdenkmal. Der Ausweg: Eine neue Haltestelle.

Diese geschützte Eiche steht im Weg. Die 19 Meter langen Busse können hier nicht abbiegen. (Bild: Tschepp Markus)
Diese geschützte Eiche steht im Weg. Die 19 Meter langen Busse können hier nicht abbiegen.

Stadt schiebt auf, Land will nicht warten

Schon vor dem Beschluss rollten die Bagger an. Am Mittwoch dann der Paukenschlag: Nachdem Anrainer ihren Unmut im Gemeinderat geäußert hatten und sich eine politische Allianz gegen die neue Haltestelle gebildet hatte, vertagte die Stadt Salzburg ihre Entscheidung. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP): „Wir schauen jetzt, was die Lösung im Sinn der Anrainer kosten würde.“ Im Oktober wird dann beschlossen. Anrainer jubelten, doch damit haben sie nicht gerechnet: Das Land führt die Bauarbeiten fort. Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP): „Wir wollen den Zeitplan nicht gefährden.“

Die Stadt-SPÖ fordert einen Baustopp. Aus vergaberechtlichen Gründen kann das Land aber die 300.000 Euro teuren Bauarbeiten nicht kurzfristig absagen. Alleine 100.000 Euro kostete das Grundstück, das für die Haltestelle angekauft wurde. Auch im neuen Fahrplan ist die Station Weidenstraße schon vorgesehen und vertraglich fixiert. Bis zur Umstellung muss sie fertig werden, ansonsten drohen Schadensersatzforderungen.

(Bild: Markus Tschepp)

Anrainersprecher Thomas Radauer kritisiert, dass die Bewohner der Birkensiedlung kaum informiert wurden und spricht von Zuständen wie in Nordkorea: „Dass sich das Land über die Stadt hinwegsetzt, ist eine demokratiepolitische Katastrophe.“ Ein Info-Abend für die Anrainer am Mittwoch beim Gasthof Mostwastl soll Klarheit in die politische Verwirrung bringen.

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