Der ehemalige Leibwächter von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist im Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien von der Soko Ibiza am Montag kurz vor Mittag verhaftet worden. Bei dem Verdächtigen handelt es sich nach Informationen der „Krone“ um einen Wiener FPÖ-Bezirksrat und Polizisten. Er soll sich als Informant an der Organisation der Falle in Ibiza - das Video aus der Finca führte bekanntlich zu Neuwahlen in Österreich - beteiligt haben. Auch bezüglich Spesenabrechnungen Straches soll der Mann belastendes Material gesammelt haben. Wegen des Verdachts der Erpressung drohen ihm nun bis zu fünf Jahre Haft.
Er sei ein enger Vertrauter Straches gewesen, heißt es von Insidern, der mehr als zehn Jahre als dessen Leibwächter und Fahrer fungiert habe. Zudem sei er auch mit den Hintermännern des Ibiza-Videos in Kontakt gestanden.
Belastendes Material gesammelt
Bereits im Jahr 2013 soll der Leibwächter, aus persönlichen Gründen, damit begonnen haben, „belastendes Material“ über Strache und andere freiheitliche Politiker zu sammeln. Auch die Informationen über nun aufgetauchte Spesenabrechungen von Strache dürften von dem Verdächtigen stammen. Im Jahr 2015 habe er sein Material schließlich gegen Bezahlung an die Behörden weiterleiten wollen - die Staatsanwaltschaft ging auf die Forderungen des Mannes aber angeblich nicht ein.
Am Montag ist der Ex-Leibwächter schließlich im Auftrag der Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Wegen des Verdachts der Erpressung drohen ihm fünf Jahre Haft. Auch der Vorwurf der Untreue steht im Raum.
Es ist die erste tatsächliche Festnahme in der Causa Ibiza. Denn obwohl die beiden FPÖ-Politiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus Monate im Visier der Ermittler standen - auch Razzien wurden durchgeführt - gab es bis jetzt keine juristischen Konsequenzen.
Ermittlungen wegen Vorwurf der Untreue
Erst vor Kurzem wurden Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bezüglich mutmaßlicher Vorteilsannahme sogar eingestellt - Grund dafür ist eine Gesetzeslücke. Die Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Untreue laufen aber weiter.
Als Wiener FPÖ-Chef soll Strache bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik über ein eigenes Spesenkonto von der Landespartei verfügt haben, das mit bis zu 10.000 Euro monatlich dotiert war. Im Zeitraum von 2014 bis 2018 soll Strache private Rechnungen über die Partei abgewickelt haben. Die Miete wurde von der FPÖ ebenso bezahlt wie Fahrer und Dienstwagen.
Politisches Erdbeben
Die Erhebungen gehen auch auf das Mitte Mai veröffentlichte „Ibiza-Video“ zurück, in dem der damalige FPÖ-Chef Strache mit dem mittlerweile ebenfalls zurückgetretenen Klubobmann Gudenus und einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte über verdeckte Parteienfinanzierung spricht. Den Aussagen der beiden zufolge sollen im Wahlkampf 2017 mehrere vermögende Personen zwischen 500.000 Euro und zwei Millionen Euro über parteinahe Vereine an die FPÖ geschleust haben, um die Meldepflicht von Großspenden an den Rechnungshof zu umgehen.
Video: Strache und Gudenus reden über verdeckte Parteienfinanzierung
Auch eine Privatisierung der Trinkwasserversorgung sowie die Übernahme der „Kronen Zeitung“ wurden erörtert.
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