"Keine Absicht"

Boateng hat sich bei Ballack fürs Foul entschuldigt

Fußball
18.05.2010 11:49
Nach dem schweren Foul an Michael Ballack hat sich Kevin-Prince Boateng öffentlich bei Deutschlands Kapitän entschuldigt. Der 23-jährige Spieler des FC Portsmouth zeigte sich am Montagabend von Ballacks WM-Aus schockiert. "Es tut mir leid. Es war keine Absicht", sagte Boateng. "Ich komme einfach zu spät und treffe ihn voll. Es sah dumm aus." Ballack selbst ist trotz seines Innenbandrisses am Montag ins DFB-Quartier nach Sizilien gereist.

Der 33-Jährige wird sich einige Tage im Hotel Verdura Resort in Sciacca aufhalten. "Es war sein Wunsch, nochmals hier ins Quartier zu kommen", erklärte Bundestrainer Joachim Löw.

Ballack-Berater prüft Klage
Ballacks Berater Michael Becker prüft trotz Boatengs Entschuldigung ein juristisches Vorgehen. "Das Brutal-Foul von Boateng war nicht nur feige und hinterlistig, sondern offensichtlich auch vorsätzlich. Wenn sein Vater öffentlich mitteilt, dass Boateng mit Ballack noch eine Rechnung offen hatte, dann bestätigt das die Vermutung, dass hier mit Verletzungsabsicht vorgegangen wurde. Der Fußballplatz ist kein rechtsfreier Raum", sagte Becker am Dienstag.

Schon jetzt scheint sicher, dass Bastian Schweinsteiger, der eine überragende Saison gespielt hat, im Mittelfeld mehr Verantwortung tragen wird. Er könnte die Rolle des Antreibers übernehmen. Experten hatten dem 25-Jährigen zuletzt eine starke Reifung der Persönlichkeit attestiert. "Er hat in den vergangenen Monaten bei uns und bei Bayern München schon mehr Verantwortung übernommen", würdigte der DFB-Chefcoach die rasante Entwicklung des Münchners von "Schweini zum Mann", wie es Bayern-Präsident Uli Hoeneß zuletzt beschrieben hatte.

In der Infobox findest du eine Übersicht über Michael Ballacks zahlreiche Turnier-Dramen!

Unerfahrener Khedira in Ballack-Rolle?
Erster Anwärter auf den zweiten Platz im zentralen Mittelfeld an der Seite von Schweinsteiger ist der erst 23-jährige Sami Khedira. Er führte die deutsche U21 im vergangenen Jahr als Kapitän zum Titelgewinn bei der Junioren-EM. Allerdings ist er international noch wenig erfahren. Gerade einmal drei A-Länderspiel-Einsätze hat der Stuttgarter mit tunesischem Vater und deutscher Mutter bislang auf seinem Konto.

Trotzdem glauben Beobachter, dass Löw ihn ins kalte Wasser schmeißen wird. Er ist vor allem von den technischen Fähigkeiten des Talents überzeugt. Viel Zeit zum Einspielen wird die Achse Schweinsteiger-Khedira allerdings nicht haben. Nur noch 180 Länderspiel-Minuten stehen für das Duo auf dem Programm, ehe Deutschland am 13. Juni gegen Australien in die WM startet.

Um so wichtiger könnte die Rolle des jungen deutschen Kreativspieler-Trios werden, bestehend aus Toni Kroos (20 Jahre/2 Länderspiele), Mesut Özil (21/8) und Marko Marin (21/7). Sie sollen mit überraschenden Aktionen die Aufmerksamkeit des Gegners binden und somit den Druck vom unerfahrenen Mittelfeld nehmen. Ob das groß angelegte, unfreiwillige Junioren-Experiment allerdings klappt, ist ungewiss.

Frings-Comeback unwahrscheinlich
Trotzdem wird Löw wohl auf eine Nachnominierung ausgemusterter Teamspieler verzichten. Torsten Frings beispielsweise, der die Ballack-Rolle beherrscht und über ausreichend Erfahrung verfügt, konnte zuletzt zwar überzeugen. Mit heftigen Verbalattacken gegen Löw sorgte der Bremer nach seiner wiederholten Nichtberücksichtigung aber für böses Blut.

Und auch Thomas Hitzlsperger, der wegen seines harten Schusses gefürchtete Linksfuß, hat wohl keine Chance. Zu schlecht waren die Saison-Leistungen des 51-fachen Teamspielers, der in der Winterpause übereilt von Stuttgart zu Lazio wechselte und dort seitdem auf seinen Durchbruch in der Serie A wartet.

Kapitänsbinde könnte an Philipp Lahm gehen
Ebenfalls Handlungsbedarf besteht für Löw in der Frage, wer von Ballack die Kapitänsbinde übernimmt. Legitime Anwärter wären neben Schweinsteiger (73 Länderspiele) auch Stürmer Miroslav Klose (94), Arne Friedrich (70) oder Lukas Podolski (71). Doch Insider rechnen damit, dass letztendlich dem besonnenen Verteidiger Philipp Lahm (64 Länderspiele) die Rolle zukommen wird.

Ballack selbst kann frühestens in acht Wochen wieder mit dem Training beginnen, dann ist die erste WM auf afrikanischem Boden schon vorbei. Das lädierte Gelenk wird zunächst für vier Wochen mit einem Gipsverband komplett ruhig gestellt. Dann muss der 98-fache Nationalspieler für zwei weitere Wochen einen Spezialschuh tragen. Erst danach kann das Rehabilitations-Programm beginnen, teilte der DFB mit.

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(Bild: KMM)



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