Angesichts immer stärker schmelzender Gletscher, der zunehmenden Heftigkeit von Zyklonen und Hurrikans sowie der deutlich häufigeren gefährlichen Wetterextreme in Millionenstädten mahnt der Weltklimarat IPCC in einem aktuellen Bericht zum raschen Handeln, um schwerwiegende Konsequenzen auf die Menschheit zu verhindern. Ansonsten stünde uns eine düstere Zukunft bevor.
Der Report, an dem mehr als 130 Forscher aus aller Welt mitgearbeitet haben, zeigt auf, dass die menschengemachte Erderwärmung Meere und Eismassen auf unserem Planeten massiv schädigt, sich der Anstieg der Meeresspiegel als Folge des Klimawandels massiv beschleunigt und jährliche Extreme bevorstünden, etwa Überschwemmungen „zahlreicher“ großer Küstenstädte sowie kleiner Inseln - welche infolge unbewohnbar würden.
Schutzmaßnahmen für „Hunderte Milliarden Dollar“
Allein in Küstenregionen bis zu zehn Metern Höhe wohnen derzeit laut IPCC 680 Millionen Menschen (auf kleinen Inselstaaten 65 Millionen Menschen), die Zahl werde in niedrig gelegenen Küstengebieten bis Mitte des Jahrhunderts aber auf mehr als eine Milliarde steigen, heißt es. Dem Report zufolge steigt der Meeresspiegel derzeit 3,6 Millimeter pro Jahr an.
Eine starke Erhöhung der Treibhausgase könnte diesen bis 2100 jedoch um rund einen Meter ansteigen lassen. Schutzanlagen und Dämme könnten die Überschwemmungsgefahr zwar zumindest um das Hundert- bis Tausendfache verringeren - diese Maßnahmen würden jedoch „Dutzende bis Hunderte Milliarden Dollar pro Jahr“ verschlingen.
Auch die Heftigkeit von Zyklonen, Hurrikans und Taifunen werde zunehmen, so dass künftig Wirbelstürme der höchsten Kategorien 4 und 5 immer häufiger wüteten, so Ergebnisse des Berichts über die Klimakrise. Dies gelte selbst dann, wenn die gefährlichen Treibhausgasemissionen zurückgefahren würden. Erst Anfang September hatte Hurrikan „Dorian“ mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von knapp 300 Kilometern pro Stunde auf den nördlichen Bahamas gewütet.
Einsturzgefährdete Gletscher
In Bergregionen hingegen werden durch das Schmelzen der Gletscher und das Auftauen dort bestehender Permafrostböden Lawinen, Steinschläge oder Bergrutsche begünstigt. Sind die Gletscher verschwunden, ist die Trinkwasserversorgung gefährdet.
Von der Erderwärmung betroffen ist auch der 4810 Meter hohe Mont Blanc, der höchste Berg der Alpen. Aktuell könnten auf der italienischen Seite eines Gletschers rund 250.000 Kubikmeter Eis abbrechen. „Solche Phänomene zeigen einmal mehr, wie das Gebirge wegen klimatischer Faktoren in einer Phase starken Wandels und deshalb besonders verletzlich ist“, sagte der Bürgermeister von Courmayeur, Stefano Miserocchi.
„Jeder auf der Welt wird betroffen sein“
Nur radikale Maßnahmen, kommt das Expertengremium zu dem Schluss, könnten die Folgen globaler Erderwärmung noch abwenden. „Jeder auf der Welt wird betroffen sein von den Veränderungen, die wir sehen“, so der Ozeanograf Michael Meredith. „Das Wichtigste, das aus dem Bericht hervorgeht, ist, dass wir eine Wahl haben.“ Zu den unerlässlichen Maßnahmen gehören bedachter Umgang mit Ressourcen, Schutz der Ökosysteme und die starke Reduzierung von CO2-Emissionen.
Erst vor wenigen Tagen hatte sich die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ebenfalls mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit gewandt. Die Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgase müssten verdreifacht werden, um den Anstieg der Durchschnittstemperatur bis 2100 unter zwei Grad halten zu können.
Anfang der Woche - und nach Tausenden Klimademos rund um den Globus - hatten mehr als 60 Länder in New York beim Klimagipfel zusätzliche Anstrengungen im Kampf gegen die gefährlich schnell zunehmende Erderwärmung versprochen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron etwa hat in seiner Rede bei der UN-Generaldebatte in New York deutliche Worte zum jüngsten Bericht des Weltklimarats gefunden. Dieser sei „ verheerend“, er sei „absolut geschockt“. „Im Moment verlieren wir den Kampf“, so Macron in eindringlichen Worten.
Die Aktivistin Greta Thunberg hatte die Staats- und Regierungschefs in einer emotionalen Wutrede beschuldigt, zu wenig zu tun. Dafür erntete die baldige Alternativ-Nobelpreisträgerin nicht nur Lob, sondern auch Spott von US-Präsident Trump sowie Kritik von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.