Christa Neuper eröffnet am Donnerstag die Universitätsbibliothek neu, einen spektakulären Glasbau auf dem Grazer Uni-Gelände. Ein würdiger Abschluss ihrer achtjährigen Amtszeit als allererste Leiterin der größten Hochschule der Steiermark. Im „Krone“-Interview zieht sie Bilanz - und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
„Krone“: Mit Monatsende endet Ihre achtjährige Amtszeit als Rektorin der Universität Graz. Sind Sie wehmütig?
Christa Neuper: Die Amtsübergabe mit 1. Oktober ist schon lange geplant und auch entsprechend vorbereitet. Aber natürlich ist Wehmut dabei, weil die acht Jahre in dieser Funktion für mich sehr bereichernd, spannend und herausfordernd waren. Jetzt die Batterien wieder aufladen zu können, ist aber auch etwas, worauf ich mich freue.
Jeder, der Sie kennt, weiß, dass Sie wohl nicht wirklich leiser treten werden. Wie sind Ihre konkreten Pläne?
Ich bin Professorin für Neuropsychologie an der Universität und werde wieder an mein Institut zurückkehren. Besonders wichtig ist mir dabei die Forschung dazu, wie man Signale aus dem Gehirn nutzen kann, um zum Beispiel einen Roboter, eine Prothese oder einen Computer zu steuern. Damit kann man gelähmten Menschen Hilfe geben. In diesem Forschungsbereich ist Graz federführend und es ist ein Thema, das mich nicht mehr loslässt. Was mich besonders freut, ist, dass in den vergangenen Jahren auch die Sichtbarkeit der Forschung erhöht wurde.
Was hat Sie in den vergangenen Jahren als Rektorin am meisten bewegt?
Es gab viele besondere Momente, aber ein ganz entscheidender wird für mich die heutige Eröffnung der neu gestalteten Universitätsbibliothek sein. Ich habe das Projekt von der Finanzierungszusage über den Architekturwettbewerb und die Planung bis hin zum Abbruch der alten Bibliothek und dem Ende der Bauarbeiten begleitet. Es geht nicht nur um den Bau an sich, der ein neues Wahrzeichen der Uni Graz sein wird, sondern auch um die Symbolik, dass auf den Grundfesten der Universitätsbibliothek ein modernes Studierendenzentrum entsteht. Für mich ist es einer der Höhepunkte meiner Laufbahn.
Wie wird Ihrer Einschätzung nach die weitere Entwicklung der Universität sein?
Wir haben die Finanzierung für die nächsten drei Jahre fixiert, und da konnten wir uns über eine substanzielle Steigerung des Budgets freuen. So war es möglich, 40 neue Professuren auszuschreiben und in neue Forschungsinfrastruktur zu investieren. Aber wir haben noch viel Aufholbedarf, das darf nicht das Ende der Fahnenstange sein. Es braucht ein nachhaltiges Aufbauprogramm für die österreichischen Universitäten.
In Ihrer Amtszeit sind die Studierendenzahlen gestiegen. Sind die Kapazitätsgrenzen erreicht, muss es wieder Studiengebühren geben?
Ich bin immer für ein Zugangs-Management eingetreten und habe den Eindruck, dass jetzt die Studienwahl bewusster erfolgt und die Studierenden keine Zeit mehr verlieren. Das Gebührenthema ist im Moment vom Tisch, aber es geht darum, mehr Verbindlichkeit zu schaffen. Entsprechende Aufnahmeverfahren verbessern auch den Studienfortschritt, wie wir es am Beispiel der Psychologie sehen.
Enttäuscht es Sie, dass die Grazer Universität in internationalen Rankings nicht ganz vorne mitspielt?
Allgemeine Universitäten mit vielen Studierenden haben automatisch einen Nachteil, zudem verfügen Hochschulen in einer Hauptstadt automatisch über einen höheren Bekanntheitsgrad als Unis in Bundesländern. Natürlich spielt auch die finanzielle Ausstattung eine große Rolle. Was mich aber sehr freut: Weltweit rangiert die Universität Graz beim Anteil der meistzitierten Publikationen auf Platz 164, im europäischen Vergleich auf Platz 73. Da sind wir also gut positioniert.
Der neue Uni-Rektor heißt Martin Polaschek - stimmt es Sie traurig, dass sich keine einzige Frau um Ihre Nachfolge beworben hat?
Man muss berücksichtigen, dass ein Großteil der Bewerber aus dem Bereich der Professorinnen und Professoren einer Universität kommt. Und da sind wir bei Weitem noch nicht so weit, dass wir einen Geschlechter-Gleichstand hätten. In meiner Amtszeit haben wir aber eine deutliche Steigerung an weiblichen Professuren erreicht. Als ich mich 2002 habilitiert hatte, gab es nur sieben Prozent Professorinnen, jetzt halten wir bei gut 30 Prozent. Ich bin also überzeugt, dass es bei künftigen Hearings wieder weibliche Bewerber geben wird.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.