Regisseur Thierry Bruehl wählte Szenen aus „Othello“, „Richard III“, „Was ihr wollt“ und „Sommernachtstraum“. Er inszeniert die zwanzig- bis dreißigminütigen Taschenopern der fünf Komponisten als ineinander fließende Episoden eines Albtraums. Auch innerhalb der Szenen bleibt nichts unbewegt: Fünf Gestalten mit Tiermasken schleichen über die Bühne, verschieben, ordnen neu oder greifen direkt in das Geschehen ein.
Das hat es in sich: Lady Anne aus „Richard III“ schockt das Publikum im Horrorfilm-Stil, Stroboskoplicht zuckt auf Nebelschwaden, durch die Rosenblätter, Federn und Darsteller wirbeln und ein purpurrot bekleckster König wälzt Teig aus. Den stülpt er über eine tote Hauptfigur. Irre.
Das Musik-Ensemble unterlegt den Albtraum mit einem experimentellen Klangteppich. Es trötet, klimpert, zupft und trommelt, was das Zeug hält. Einspieler von Tonaufnahmen und Störgeräusche verstärken die düstere Stimmung. Hier und da schrammt das an der Reizüberflutung vorbei. Dann wirkt eine seltene, eher biedere Klaviereinlage auf einmal erfrischend.
Taschenoper, das klingt so zugänglich und handlich. Aber: Shakespeare-Laien haben kaum eine Chance unter all den Ideen, Symbolen und Verweisen die Geschichten zu entdecken. Ratschlag: zurücklehnen und den Rausch genießen.
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