Tote und Verletzte
Wahlen in Afghanistan von Anschlägen überschattet
Sterben für die Stimmabgabe? Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan bleiben viele Bürger wie befürchtet zu Hause. Viele glauben nicht mehr daran, dass sich an der wirtschaftlichen Misere etwas ändert. Außerdem haben die Taliban wie angekündigt erste Anschläge auf Wahllokale und Wähler verübt. In mehreren Provinzen wurden am Wochenende mindestens drei Menschen getötet und 24 verletzt. Die Wahl wird von Anfang an aber nicht nur von Gewalt, sondern auch von Berichten über Organisationsmängel begleitet. Wahlbeobachter berichteten am Samstag von Schwierigkeiten mit Wählerlisten. Wähler, die sich registriert hätten, könnten ihre Namen nicht in den Listen ihres Wahlbüros finden.
Mehr als 9,6 Millionen Menschen, rund ein Drittel davon Frauen, sind dazu aufgerufen, einen Präsidenten zu wählen. Die Abstimmung in dem kriegszerrissenen Land läuft unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Die islamistisch-militanten Taliban hatten angekündigt, den Wahlgang anzugreifen.
18 Kandidaten stehen auf dem Stimmzettel, vier von ihnen haben ihre Kandidatur mittlerweile zurückgezogen. Als aussichtsreichster Kandidat neben Amtsinhaber Ashraf Ghani gilt dessen Regierungschef und langjähriger Rivale Abdullah Abdullah. Schon bei der letzten Wahl 2014 mussten sich die Afghanen zwischen den beiden Politikern entscheiden. Seither hat sich wenig an der wirtschaftlichen Misere geändert, die Sicherheitslage ist sogar eher noch schlechter. Viele Afghanen wollen deshalb gar nicht zur Wahl gehen.
Probleme mit biometrischer Erfassung der Wähler
Nach Berichten unabhängiger afghanischer Wahlbeobachter konnten vielerorts Wähler zudem wegen mangelhafter Wählerlisten ihre Stimme nicht abgeben. Andere Namen seien nicht in den digitalen Listen der biometrischen Geräte zu finden, sagte der Chef der unabhängigen Wahlbeobachtungsorganisation FEFA, Yusuf Rashid.
Die Unabhängige Wahlkommission (IEC) hatte vor der Wahl erklärt, Wählerstimmen ohne biometrische Erfassung seien ungültig. Damit soll Wahlfälschung verhindert werden. Vor der Wahl waren die Wählerlisten der Stimmbüros daher auch auf biometrische Geräte gespielt worden. Sie erfassen unter anderem zwei Fingerabdrücke und Fotos der Wähler, bevor diese ihre Stimme abgeben. Danach wird ein Aufkleber mit QR-Code gedruckt und auf den Stimmzettel geklebt.
Aufgrund des komplizierten Auszählverfahrens in Afghanistan ist nicht vor dem 7. November mit einem endgültigen Endergebnis zu rechnen. Erste vorläufige Resultate sollen am 19. Oktober veröffentlicht werden. Erhält kein Kandidat im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, kommt es voraussichtlich Ende November zu einer Stichwahl der beiden bestplatzierten Kandidaten.
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