Daran sind schon einige Hersteller gescheitert: Mazda bringt einen Benzinmotor mit Selbstzündung (dem Verbrennungsprinzip der Dieselmotoren) in einem Serienmodell auf den Markt. Der läuft sparsam wie ein Diesel, aber so sanft, wie das eben nur ein Benziner kann. Das Skyactiv-X-Triebwerk feiert jetzt im Mazda3 Premiere.
Das Problem, das bisher nicht zu lösen war, ist, dass die reine Selbstzündung nicht in allen Drehzahl- und Lastbereichen funktioniert, schon gar nicht mit akzeptablen Manieren. Mazda, ohnehin bekannt für ungewöhnliche Entwicklungsansätze, schafft diese Quadratur des Kreises mit zwei Kniffen.
Erstens: Zündkerze und Selbstzündung
Die Japaner verwenden in jedem Brennraum eine klassische Zündkerze. „Tjaaaaa, dann ist das ja gar keine Selbstzündung“, wird jetzt manch einer sagen. Doch weit gefehlt. Der Großteil des Gemisches, das eingespritzt wird, ist so mager, dass es durch Funkenzündung gar nicht richtig verbrennen könnte. Zur Selbstzündung reicht die Verdichtung aber auch nicht, obwohl sie mit 16,3:1 sehr hoch ist. Die Lösung: Durch Strömungstricks bleibt der Bereich direkt an der Zündkerze praktisch Windstill (vergleichbar mit dem Auge eines Hurrikans), und genau dorthin wird eine winzige Menge Gemisch zusätzlich gesprüht, das so fett ist, dass es durch den Zündfunken zur Explosion gebracht wird. Die Folge ist sowohl ein Temperatur, als auch ein Druckanstieg im Zylinder, wodurch sich nun das magere Gemisch entzündet - eben durch Selbst- bzw. Kompressionszündung.
Zweitens: Nahtloser Übergang
Beim Kaltstart und bei hohen Drehzahlen arbeitet der Motor wie ein klassischer Benziner und entzündet das ganze (in diesem Fall fettere) Gemisch per Zündfunke. Der Übergang zwischen den beiden Prinzipien passiert nahtlos und ist auch vom Fahrer nicht zu bemerken. Es sei denn, er ruft am zentralen Display die Seite auf, die ihm das anzeigt.
„Diesel-Verbrauch“, aber Benzin tanken
An der Tankstelle oder beim Blick auf die Verbrauchsanzeige erkennt man den Vorteil: Der Mazda3 läuft sparsam wie ein Dieselmotor. Der NEFZ-Verbrauch des handgeschalteten Fronttrieblers liegt bei 4,3 l/100 km. Auch in der Realität bleibt der Vorteil gegenüber anderen Benzinern erhalten, und der beherzte Tritt aufs Gaspedal wird auch nicht so stark bestraft, wie man das von den gemeinhin üblichen Turbomotoren kennt. Schließlich handelt es sich zwar nicht um einen Saugmotor, aber der Kompressor arbeitet sehr zahm..
Gewöhnungsbedürftige Kraftentfaltung
An dieser Stelle kommen wir zum einzigen Nachteil dieses Motors: Mit maximal 224 Nm ab 3000/min. fühlt sich der Zweiliter-Vierzylinder für turboverwöhnte Autofahrer nicht nach den 180 PS an, die er leistet. Das starke Drehmoment, das moderne Turbomotoren (oft sogar sprunghaft) schon bei niedrigen Drehzahlen zur Verfügung stellen, fehlt hier. Dafür fährt sich der Mazda - auch dank 24-Volt-Mildhybrid-Unterstützung - ausgesprochen geschmeidig und drehfreudig (Drehzahlbegrenzer bei 6500/min.). Den Sprint von 0 auf 100 km/h gibt Mazda beim nach DIN 1320 kg schweren, handgeschalteten Fronttriebler mit 8,2 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit mit 216 km/h.
Geschmeidigkeit ist überhaupt das Metier des Mazda3. Der Schalthebel flutscht butterweich auf relativ kurzen Wegen durch die Gassen, die Lenkung arbeitet höchst gefühlvoll und der Bedienung des Fahrzeugs merkt man an, dass sich hier jemand tatsächlich an den Bedürfnissen des Fahrers orientiert hat. Darüber hinaus wirkt der Innenraum derart premiumartig, dass sich einige Verantwortliche bei dezidierten Premiumherstellern die Augen reiben dürften.
Das Design des Mazda3, das fast ohne Kanten auskommt, bringt (jedenfalls beim Fünftürer) nur zwei Mankos mit sich: die breiten C-Säulen, welche die Sicht nach draußen einschränken, sowie das für ein 4,46 Meter langes Auto mäßige Platzangebot auf der Rückbank und im Kofferraum (358 Liter). Beim Stufenheckmodell sieht die Sache besser aus.
Die Preise für den Mazda3 mit Skyactiv-X-Motor beginnen bei 26.990 Euro für den frontgetriebenen Hatchback (Sechsgangautomatik plus 2000 Euro), die Limousine ist allradgetrieben und kostet ab 28.990 Euro. Die Basisausstattung heißt hier GT und entspricht einer aufgewerteten Version der „Comfort“ genannten Basisausstattung des Basismodells. Unter anderem sind zusätzlich LED-Matrix-Scheinwerfer statt LED sowie 18- statt 16-Zoll-Alufelgen an Bord.
Unterm Strich
Das Beste aus zwei Welten ist es, was Mazda beim Skyactiv-X-Motor vereint. Wer auf Turbo-Power verzichten kann, sondern sich lieber an der klassischen Kraftentfaltung des Triebwerks und der Geschmeidigkeit des ganzen Fahrzeugs erfreut, ist hier richtig. Gratis dazu gibt es das Gefühl, ein technisches Gustostückerl unter Haube zu haben, das andere Hersteller bisher nicht zusammengebracht haben.
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