Die Zuschauerkulisse war spärlich, die Show besser als erwartet: im erst verdunkelten Khalifa Stadion in Doha wurden die Namen der Teilnehmer am 100-m-Finale riesig auf die Laufbahn geleuchtet, im anschließendem WM-Rennen trumpfte Christian Coleman im Scheinwerferlicht groß auf. Der US-Amerikaner lief in der Jahresweltbestzeit von 9,76 Sekunden zu seinem ersten Freiluft-Titel.
Es war das erste WM-Finale auf dieser Strecke nach der Ära von Weltrekordler und Superstar Usain Bolt. „Dass er nicht hier ist, fühlt sich komisch an“, hatte Justin Gatlin schon in den Vorläufen festgestellt. Andererseits mache es das Rennen spannend, dass man nicht klar vorhersagen konnte, wer gewinnen wird. „Das sind Rennen, da überlegst du zweimal, ob du wetten willst, denn es kann irgendwer gewinnen.“
Coleman war dann nicht irgendwer, sondern der erklärte Favorit, für Gatlin blieb nach Gold 2017 in London nun die Silbermedaille (9,89). Vor zwei Jahren hatte er seinen jungen Kontrahenten noch auf Rang zwei verwiesen, während Bolt in seinem letzten WM-Einzelrennen nur Dritter geworden war. Zu Bronze lief in Doha der Kanadier Andre de Grasse (9,90).
Coleman ist nicht ganz unumstritten. Hinter seinem WM-Antreten stand ein Fragezeichen, da die Anti-Doping-Agentur der USA ein Verfahren gegen den 23-Jährigen wegen drei Verstößen im Zusammenhang mit der Meldepflicht des Aufenthaltsortes für Dopingkontrollen eingeleitet hatte. Das die Vergehen nicht innerhalb eines Jahres, sondern eines längeren Zeitraumes stattfanden, wurde dieses eingestellt. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur erhob keinen Einspruch.
Gold über 10.000 m verdiente sich am Samstagabend in Doha die aus Äthiopien stammende Niederländerin Sifan Hassan, die in 30:17,62 Jahresweltbestzeit aufstellte und mit ihrem erst zweiten Antreten über den Zehner als relativer Strecken-Neuling ihre eigenen Bestmarke um eine Minute unterbot. Für sie war es die dritte WM-Medaille in Folge auf der dritten unterschiedlichen Strecke (2015 Bronze 1.500; 2017 Bronze 5.000). Silber ging an die Äthiopierin Letesenbet Gidey, die in 30:21,23 wie viele weitere Konkurrentinnen ebenfalls persönliche Bestleistung markierte. In einer weiteren Frauen-Entscheidung holte sich die US-Amerikanerin DeAnna Price mit 77,54 m den Hammerwurf-Titel.
Auf hohem Niveau verlief der Weitsprung der Männer, den sich überraschend der Jamaikaner Tajay Gayle sicherte. Mit 8,69 m sprang er zu einer Jahresweltbestleistung, bis auf 26 Zentimeter kam er an den Weltrekord von Mike Powell heran. Silber ging an den US-Olympiasieger Jeff Henderson (8,39) vor dem Kubaner Juan Miguel Echevarria (8,34). Einen - noch wenig aussagekräftigen - Weltrekord gab es bereits, nämlich jenen der USA im Vorlauf der WM-Premiere der 4 x 400-Meter-Mixed-Staffel in 3:12,42 Minuten. Das Finale ist für Sonntag angesetzt. Endstation war in der Stabhochsprung-Quali für Weltrekordler Renaud Lavillenie aus Frankreich, 5,60 m waren für den Aufstieg zu wenig.
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