Überraschende Wende im Machtkampf in der Nationalbank: Die unabgesprochene Kündigung von Personalchefin Susanna Konrad-El Ghazi durch den neuen OeNB-Gouverneur Robert Holzmann wurde offenbar abgeblasen. „Wir wurden informiert, dass es keine Kündigung gibt“, hieß es vom OeNB-Betriebsrat am Montagnachmittag zur APA. Weitere Details zu den Vorgängen wollte der Betriebsrat nicht nennen.
Der vierköpfige Betriebsrat der Nationalbank war am frühen Nachmittag zu einem rund einstündigen Gespräch mit dem OeNB-Direktorium eingeladen worden. Anwesend waren OeNB-Gouverneur Holzmann, Vizegouverneur Gottfried Haber und die Direktoren Eduard Schock und Thomas Steiner. Das Direktorium habe mit „gemeinsamer Stimme“ gesprochen, das Gespräch habe in „professioneller Atmosphäre“ stattgefunden, so das Fazit des Betriebsrats.
Nationalbank will Vertrauen wiederherstellen
Auch die von Holzmann anvisierte Frühpensionierung des langjährigen Leiters der OeNB-Hauptabteilung Beteiligungen, Zahlungsverkehr und Interne Dienste, Stefan Augustin, ist laut Betriebsrat vom Tisch. Man habe beim Gespräch außerdem Maßnahmen gefordert, „die das Vertrauen der Belegschaft in das Management wiederherstellen“.
Holzmann schon nach wenigen Wochen im Amt unter Druck
Die Personalcausa überschattet das erste Amtsmonat des neuen OeNB-Chefs. Einige Mitglieder im Generalrat sollen dem Rücktritt des Gouverneurs das Wort reden, schreibt der „Standard“. „Ein Rücktritt stand niemals ansatzweise zur Diskussion. Vielmehr gab es heute eine Einigung auf eine externe und interne Prüfung der Sachlage“, sagte Holzmann-Sprecher Rudolf Kaschnitz. Die Dienstfreistellung von Konrad-El Ghazi sei noch aufrecht. Zu den Vorwürfen gegen die Personalchefin wollte der Holzmann-Sprecher keine Stellung nehmen. Er erwarte ein „zeitnahes Ergebnis“ der Untersuchungen. „Alles Weitere wird man sehen.“
OeNB-Präsident Mahrer wurde am Freitagnachmittag erst nach der Kündigung von Konrad-El Ghazi und ihrer Suspendierung mit sofortiger Wirkung durch Holzmann von der Causa unterrichtet. Laut Medienberichten war außerdem nur OeNB-Direktor Schock in die Personalia involviert. Holzmann und Schock kamen auf einem FPÖ-Ticket in die Nationalbank. Die von der ÖVP nominierten OeNB-Banker Steiner und Haber sowie der Generalrat - der Aufsichtsrat der Nationalbank - waren von Holzmann nicht in die Personalcausa eingebunden worden.
Die OeNB-Personalchefin soll, so die Ansicht Holzmanns, dem Direktorium eine wichtige und Kosten verursachende Information zur Dauerkarenzierung eines in Frankfurt beschäftigten Notenbankers vorenthalten haben, schreibt der „Standard“. Die Karenzierung habe aber noch das alte Direktorium unter Ewald Nowotny und seinem Vize Andreas Ittner getroffen.
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