Es muss nicht immer Disney sein: Mit einer herrlich gegen den Strich gebürsteten Version von „Die Schöne und das Biest“ (von Lucy Kirkwood und Katie Mitchell) startet das Grazer Next Liberty in die neue Saison: Im Zentrum der Geschichte stehen zwei Feen, die das Märchen endlich einmal neu erzählen möchten.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Feen Pink und Cecile die Geschichte von der zauberhaften Belle und dem verzauberten Philipp erzählen. Und ganz offensichtlich sind sie die immer gleiche alte Leier schon ein bisschen leid: Cecile (wunderbar: Yvonne Klamant) will das französische Volksmärchen am liebsten vollständig in der französischen Originalsprache erzählen und sucht nur nach dem richtigen Moment für ihr „Klagelied der alternden Fee“. Und Pink (zauberhaft: Helmut Pucher) ist selbst ein bisschen in einen der Helden verliebt und wünscht sich vielleicht auch deshalb endlich mal ein anderes Ende als das schmalzige Happy End.
Gegen den Strich gebürstet
Aus der Sicht dieser beiden kauzigen Feen werden auch die Titelfiguren herrlich gegen den Strich gebürstet: Belle ist keine liebliche Prinzessin, sondern legt ihr prunkvolles Kleid bald ab, um in Puffhose und Gummistiefel den Park des verzauberten Schlosses zu erkunden - Simone Leski gibt in der Rolle einen entzückenden Einstand am Next Liberty. Und das Biest ist kein edler Wilder, sondern ein Wischmob von einem Tier, der erst einmal ein Haarknäuel raufwürgen muss, bevor er seine Charmeoffensive starten kann - mit animalischer Smartheit verkörpert von Christoph Steiner.
Doppelter Boden
Natascha Grasser setzt in ihrer Inszenierung auf einen lebhaften Mix aus märchenhaft-bunten Klischees und der sublimen Unterwanderung eben dieser - alles scheint hier nicht nur zwei Seiten, sondern auch einen doppelten Boden zu haben. Ausstatter Markus Boxler hat dafür eine schlichte Bühne gebaut, die jedoch viele unerwartete Stückerl spielt - von magischem Mobiliar und Sandbildern über Schattentheater und ein Insektenorchester bis hin zu echter Zauberei (Philipp Tawfik).
Das Resultat ist ein unterhaltsamer Märchenabend voller Überraschungen, die man so wohl nie in einem Disney-Film sehen würde.
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