Falsche Gewinnversprechen, Abzocken mit gestohlenen Identitäten, Bestellbetrügereien, Hacker-Angriffe samt Datenklau, erpresserische Liebesschwindler und Co.: In Zeiten wie diesen sind der Online-Kriminalität keine Grenzen gesetzt. Gebetsmühlenartig wird vor derartigen Maschen gewarnt – und trotzdem schaffen es Ganoven in den schier unendlichen Weiten des Internets immer wieder, unvorsichtigen und leichtgläubigen Nutzern teils horrende Geldsummen aus den Taschen zu ziehen. Schäden von mehreren Zehntausend bzw. sogar von über 100.000 Euro gibt es hierzulande mittlerweile regelmäßig.
Dass sich die Kriminalität mehr und mehr ins Internet verlagert und diese dort regelrecht „explodiert“, untermauert die Kriminalstatistik. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 stieg die Zahl der Anzeigen in Tirol um gewaltige 476 Prozent – von 283 auf 1631 Fälle. Und für heuer zeichnet sich ein weiterer Rekord ab. Denn im ersten Halbjahr verbuchte die Polizei bereits 1124 Anzeigen – um 427 bzw. 61 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres!
Dunkelziffer weitaus höher
Brisant: Die Zahl der tatsächlichen Opfer - sprich die Dunkelziffer - ist mit Sicherheit weitaus höher. „Es wird bei weitem nicht alles angezeigt. Viele Opfer schämen sich oder wollen die Situation - etwa beim Liebesschwindel - einfach nicht wahrhaben“, weiß Hans Peter Seewald vom LKA Tirol.
Modernere Technik und mehr potenzielle Opfer
Warum dieser explosive Anstieg bei der Web-Kriminalität? Hier spielen einerseits die technische und andererseits die demografische Komponente wesentliche Rollen. „Durch die fortschreitende Digitalisierung verlagern sich Betrugsdelikte immer mehr ins Internet. Für die Täter ist es ein Leichtes, aufgrund technischer Anonymisierung sowie Verschleierung der Finanzflüsse Betrügereien unerkannt und damit ,sicher’ durchzuführen. Zudem können durch den weltweiten Zugang zum Internet immer mehr Menschen als potenzielle Opfer angesprochen werden“, heißt es seitens des Bundeskriminalamtes.
Tatverdächtige sind vorwiegend männlich
Wie schwierig es ist, die Täter auszuforschen, zeigt auch die Aufklärungsquote. Diese lag 2018 bei 42,5 Prozent. Seewald: „Eine Klärung heißt aber noch lange nicht, dass das Opfer sein Geld zurückbekommt, weil die Täter oft im Ausland sitzen.“ Alles in allem konnte die Tiroler Polizei im Vorjahr 758 Tatverdächtige ausforschen. Drei Viertel davon waren männlich, 46,6 Prozent Ausländer. 283 Tatverdächtige waren der Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen zuzuordnen. 217 waren älter als 40 Jahre. Kaum zu glauben: 42 mutmaßliche Täter waren überhaupt jünger als 13 Jahre...
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