Die Gerüchteküche hat schon länger gebrodelt - doch nun ist es amtlich und beschlossene Sache: Nur einen Monat (!) vor seinem geplanten Amtsantritt als Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums in Wien sorgt Eike Schmidt für einen Knalleffekt - und Kulturminister Alexander Schallenberg als künftiger KHM-Generaldirektor ab. Stattdessen bleibt der gebürtige Deutsche Direktor der Uffizien in Florenz.
Im Herbst vergangenen Jahres freute sich Eike Schmidt (51) im APA-Interview noch auf den Wechsel nach Wien, im Jänner 2019 sagte er dann, „ich gehe davon aus, dass ich am Montag, den 4. November in meinem Arbeitszimmer in Wien sitzen werde“. Daraus wird nun nichts: Ein Monat vor seinem Amtsantritt am 1. November sagte Schmidt Kulturminister Alexander Schallenberg als KHM-Generaldirektor ab.
Chef der Uffizien als Karrierehöhepunkt
Im September 2017 stellte der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) den Kunsthistoriker Schmidt als Nachfolger von Sabine Haag vor. Haag führt das Haus seit 2009. „Ich kann es kaum erwarten“, sagte Schmidt bei seiner Vorstellung. Doch daraus wird nun nichts - Schmidt bleibt Chef der Uffizien. Die Position bekleidet er seit 2015 und symbolisiert auch den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere. So war Schmidt der erste Ausländer an der Spitze der einstigen Privatsammlung der Medici seit deren Gründung vor knapp 500 Jahren. Er brachte das weltberühmte Museum auf Modernisierungskurs, sorgte für Renovierung von Sälen, Modernisierung der Sicherheitsanlagen, neue, natürliche Beleuchtung und eine bessere Aufstellung der Gemälde. Unter seiner Leitung wurde 2016 erstmals die Rekordzahl von zwei Millionen Besuchern überschritten.
Gerüchte darüber, dass Schmidt doch nicht nach Wien wechseln werde, gab es in der Vergangenheit immer wieder. Zwischenzeitlich hatte sich in der italienischen Kulturpolitik der Wind jedoch gedreht. Das Mandat einiger ausländischer Direktoren wurde nicht verlängert. Das betraf auch zwei Österreicher: Peter Assmann übernimmt im November die Leitung der Tiroler Landesmuseen, während Peter Aufreiter ab 1. Jänner 2020 als Direktor des Technischen Museums Wien amtieren wird. Mittlerweile wurde jedoch erneut der Sozialdemokrat Dario Franceschini zum Kulturminister ernannt, der den Posten bereits zwischen 2014 und 2018 besetzt und jene Museumsreform durchgesetzt hatte, der auch Eike Schmidt seinen Chefposten in Florenz verdankt. Das könnte möglicherweise nun den Ausschlag gegeben haben.
„Höchst unprofessionell und eigentlich beispiellos"
Als „höchst unprofessionell und eigentlich beispiellos" wird die „kurzfristige Absage“ Schmidts seitens Kulturminister Schallenberg bezeichnet, wie „Die Presse“ berichtet. „Das Kapitel Eike Schmidt ist damit abgeschlossen. Jetzt geht es darum, rasch für klare Verhältnisse zu sorgen. Deswegen habe ich die ehestmögliche Ausschreibung der wissenschaftlichen Geschäftsführung veranlasst“, so Schallenberg.
In der Zwischenzeit soll Sabine Haag weiterhin interimistisch das KHM führen. Man stehe mit Haag, die sich derzeit in New York bei der „Maximilian“-Ausstellung befindet, laufend in Kontakt, hieß es aus dem Kunsthistorischen Museum. Für Mittwoch wurde eine Mitarbeiterversammlung angesetzt.
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