Kurz vor Einbruch der Polarnacht hat das deutsche Forschungsschiff Polarstern eine geeignete Eisscholle für seine einjährige Expedition durch das Norpolarmeer gefunden. An dieser etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer großen Scholle lasse sich der Eisbrecher im Rahmen der Arktisexpedition MOSAiC festfrieren, teilte das deutsche Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung am Freitag mit. Ein Jahr lang soll die Polarstern mit dem Meereis durch die zentrale Arktis driften.
Die Suche mit Hilfe von Satelliten, zwei Eisbrechern, Helikopterflügen und Erkundungsmissionen auf dem Eis sei eine enorme Herausforderung gewesen - unter anderem weil es nach dem warmen Sommer kaum ausreichend dicke Schollen in der Ausgangsregion der Expedition gibt, so das AWI. Zur Auswahl hätten insgesamt 16 Eisschollen gestanden. Die Polarstern soll nun an der zweieinhalb mal dreieinhalb Kilometer messende Scholle festgefroren werden.
Den Angaben zufolge startet die Eisdrift auf einer Scholle bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost. Die ersten Wissenschaftler hätten bereits am 29. September auf die Scholle übergesetzt, um dort mit dem Aufbau eines Forschungscamps zu beginnen, heißt es. Rund 300 Forscher aus 17 Ländern sollen schichtweise an Bord arbeiten, um im Rahmen der Mission Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate (kurz: MOSAiC) das Klimasystem in der Zentralarktis zu erforschen.
„Höchste Zeit für eine Expedition“
Rund acht Jahre lang wurde an der Umsetzung dieser Mammutexpedition gearbeitet. „Noch 2011 hätten wir uns nicht vorstellen können, wie dünn das Meereis und wie warm die Winter geworden sind“, erklärte die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius, im September vor der Abfahrt der Polarstern.
Temperaturrekorde, Brände und Mikroplastik
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich kaum eine Weltregion so stark erwärmt wie die Arktis. Auch kämpft das Gebiet mit Mikroplastik wie Nitrilkautschuk, Acrylate und Lackteilchen, im Juli wütete ein zerstörerisches Feuer in dieser Region - immerhin eine der kältesten der Erde. Am Arktischen Ozean gab es im selben Monat einen Temperaturrekord: Statt einer Durchschnittstemperatur von gewöhnlich gerade einmal 3,4 Grad Celsius wurden sagenhafte 21 Grad gemessen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.