Fund in Ebensee

Erstmals Pliosaurier-Fossil in Österreich entdeckt

Wissenschaft
07.10.2019 15:00

Im oberösterreichischen Ebensee haben Forscher des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien die fossilen Überreste eines Pliosauriers entdeckt. Es ist der erste Nachweis dieser Meeressaurier-Art in Österreich und der erste Pliosaurier-Nachweis aus der Kreidezeit im gesamten Alpenraum, berichten sie im Fachjournal „Cretaceous Research“. Paläontologe Alexander Lukeneder bezeichnet den Fund als „wissenschaftliche Sensation“.

Im Rahmen einer paläontologischen Grabung des NHM bei Ebensee in der sogenannten Langbathzone, entdeckte Lukeneder einen Zahn, der aus Gesteinsschichten stammt, die vor 132 Millionen Jahren abgelagert wurden. „Ich habe nicht sofort erkannt, was das war, und den Fund eingepackt. Erst mein Kollege Nikolay Zverkov von der Russischen Akademie der Wissenschaften konnte den Zahn als den eines Pliosauriers identifizieren“, erklärte Lukeneder.

Die Gesteinsschichten in Ebensee, in denen der versteinerte Pliosaurier-Zahn gefunden wurde. (Bild: APA/NHM Wien/Lukeneder)
Die Gesteinsschichten in Ebensee, in denen der versteinerte Pliosaurier-Zahn gefunden wurde.

Reptilien lebten im Erdmittelalter im Meer
Die Pliosaurier zählen zur Gruppe der Flossenechsen. Es waren im Meer lebende Reptilien aus dem Erdmittelalter (auch als Mesozoikum bezeichnet; Anm.) mit kurzem Hals und einem sehr langen Schädel. Der bekannteste Vertreter dieser Meeresreptilien ist der bis zu zehn Meter große Liopleurodon. „Diese Gruppe der Pliosaurier trägt 60 bis 100 spitze, krokodilartige Zähne im Maul eines bis zu zwei bis drei Meter langen Schädels,“ erklärt Lukeneder, der das Aussehen der Tiere mit Mosasauriern aus den „Jurassic World“-Filmen vergleicht.

Künstlerische Illustration: So könnte der Pliosaurier ausgesehen haben (Bild: APA/NHM Wien/Lukeneder)
Künstlerische Illustration: So könnte der Pliosaurier ausgesehen haben
(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Tier war vermutlich fünf bis sechs Meter groß
Bei dem Fund handelt es sich um einen rund 1,5 Zentimeter großen Zahn ohne Wurzel. Lukeneder schätzt, dass das Tier rund fünf bis sechs Meter groß war. „Der Pliosaurier hat sicher Ammoniten geknackt, aber als Top-Räuber zu seiner Zeit auch Haie gejagt“, so der Wissenschaftler. Am versteinerten Zahn zeigen sich auch entsprechende „ganz typische Abnutzungserscheinungen“. Untersuchungen mittels Mikro-CT, die einen Blick ins Innere des Zahnes erlauben, zeigten auch eine Art „Ur-Karies“.

(Bild: stock.adobe.com, krone.at-Grafik)
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Der einzige Nachweis eines Pliosauriers im Alpenraum stammte bisher aus dem Jura vor rund 160 Millionen Jahren. Dieser Fund wurde in Norditalien gemacht.

Forscher hoffen auf weitere Fundstücke
Intern nennen die Forscher den österreichischen Saurier „Pliosaurier austriacus“. Wissenschaftlich gesehen ist er ein Vertreter der sogenannten Thalassophonea, was etwas martialisch als „Mörder“ der Meere übersetzt werden kann. Lukeneder ist zuversichtlich, in den marinen Ablagerungen der Fundstätte noch weitere Teile von Pliosaurieren zu entdecken. Der Zahn wird ab 2020 in der Ausstellung des Mesozoikum-Saales im Naturhistorischen Museum in Wien zu bestaunen sein.

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