In der jüngsten „Brennpunkt“-Diskussion dreht sich alles um den grausamen Fünffachmord in Kitzbühel. Zusammen mit einer Runde von Expertinnen, geht Moderatorin Katja Wagner der Frage nach, wie ein junger Mensch zu so einer Schreckenstat überhaupt fähig sein kann. Warum Eifersucht das häufigste Mordmotiv in Österreich ist und wie gefährlich häusliche Gewalt sein kann, sehen Sie im Video oben.
„Es erfolgt ein Zusammenbruch der Persönlichkeit, man hat nicht gelernt mit Frustration und Demütigung umzugehen“, antwortet Sigrun Roßmanith auf die Frage, wie so etwas überhaupt passieren kann. Sie ist Gerichtspsychiaterin und hat langjährige Erfahrung mit Gewaltstraftätern und ihren Motiven. Warum der Täter in diesem Fall die ganze Familie umgebracht hat, könnte unter anderem damit zusammenhängen, „dass man auch andere Menschen mitverantwortlich für sein Leid macht, dass man nicht das, was man unbedingt haben wollte, bekommen hat.“
Aussagen von Freunden und Verwandten, nach denen der Täter von Kitzbühel ein „ruhiger“ und „unauffälliger“ Mensch gewesen sein soll, seien nicht untypisch: „Wenn ich jemanden im Gefängnis untersuche, der nach außen hin ruhig wirkt, gibt es dahinter oft eine Seelenlandschaft die vollkommen anders ist.“
„Tat war definitiv geplant“
Für die Profiling-Expertin Patricia Staniek war die Tat „definitiv geplant“, wenn auch nur kurzfristig: „Es hat sich emotional viel abgespielt beim Täter. Aber wenn ich aus geringer Distanz auf jemanden schieße, dann weiß ich in diesem Moment schon was ich tue.“ Wenn Staniek in den Medien von „Eifersuchtsdramen“ liest, dann ist das für sie eine „Romantisierung“, die in diesem Fall nicht passieren darf: „Denn es war definitiv Mord.“
„Eifersucht das häufigste Mordmotiv“
Birgitt Haller ist Gewaltforscherin am Institut für Konfliktforschung. „Laut meinen Untersuchungen, ist Eifersucht das häufigste Mordmotiv.“ Beziehungstäter müssten zudem „so in ihrem eigenen Gedankengebäude drin sein, dass bereits Hinweise, die für sie als solche erscheinen, zur Gewalttat führen“. Haller würde hier nicht mehr von „Eifersucht“, sondern von „Besitzanspruch“ sprechen. Viele Täter würden eine „krankhafte Übersteigerung von Eifersucht“ verspüren und denken: „Ich habe Anspruch auf diese Person, und wenn ich sie nicht haben darf, dann darf niemand sie haben.“
„Wenn man sich die Kriminalstatistik vom letzten Jahr anschaut, dann zählt Österreich 41 Frauenmorde, das ist eine Verdoppelung zum Vorjahr“, sagt Rechtsanwältin Sonja Aziz. Besonders erschreckend sei auch die Zahl der Mordversuche: „Laut Statistik waren es im selben Jahr 130 Mordversuche an Frauen.“
„Mord ist oft nur die Spitze des Eisberges“
Mord sei außerdem oft die „Spitze des Eisberges“, so Aziz, die sich auf Opferschutz spezialisiert. Oft treffe es Frauen, die bereits mit dem Opferschutz zu tun gehabt hätten. Hier nimmt sie die Justiz in die Kritik, die nach Polizeieinsätzen wegen häuslicher Gewalt (im Vorjahr waren es etwa 9.700), zu wenige Unterstützungsmaßnahmen für die Opfer setze.
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