Album „Ghosteen“

Nick Cave: Der Kampf gegen die ewige Trauer

Musik
13.10.2019 07:00

Wieder ist Herbststimmung - und wieder erscheint ein leises Album von Nick Cave, zu dem man die Blätter fallen hört. Was der Indierock-Düstermann im September 2016 mit dem bewegenden „Skeleton Tree“ begann, setzt er nun auf „Ghosteen“ fort: Cave trauert öffentlich um seinen mit nur 15 Jahren bei einem Unfall gestorbenen Sohn Arthur.

(Bild: kmm)

Das vor drei Jahren erschienene Werk reduzierte Caves phänomenale Band The Bad Seeds auf Zuträgerarbeit - dennoch gilt es wegen der emotionalen Wucht von Caves Stimme und seiner herzzerreißenden Lieder als eines der glanzvollsten Meisterstücke des seit langem in Großbritannien lebenden Australiers.

Sehr berührend
Das am 4. Oktober zunächst digital veröffentlichte „Ghosteen“ (auf CD und Vinyl am 8. November bei Rough Trade) ist nun kaum weniger berührend - man erkennt Caves ehrliche Absicht, die Fassungslosigkeit über den Verlust des eigenen Kindes irgendwie zu bewältigen. Doch die fast 70-minütige Platte kann insgesamt nicht ganz überzeugen.

Das beginnt beim kitschigen, pastellfarbenen Cover mit allerlei Getier und einem (göttlichen?) Lichtstrahl, der bereits auf die sakralen Elemente der Musik hinweist. Diese entspricht dem New-Age-Eindruck: Viel Gewaber aus dem Synthesizer, Pianokaskaden, Choräle - darüber Caves gebrochene, klagende, teils ins ungewohnte Falsett übergehende Baritonstimme.

Elegische Stimmung
Rhythmus findet auf „Ghosteen“ praktisch nicht statt, die Bad Seeds haben hier eher wenig zu tun. Dass diese Band infernalisch rocken kann - man erinnert sich, muss dafür jedoch ein Weilchen zurückdenken. „Ghosteen“ ist natürlich keine schlechte Platte. Man muss die elegische Stimmung zulassen, sich freiwillig in den Schmerzenssog begeben. Am schönsten - wenn auch kaum weniger mit Ambient-Gospel aufgeladen als die zehn Stücke davor - gelingt zum Abschluss das 14-minütige „Hollywood“. „I‘m just waiting now/for peace to come“, singt Cave - man wünscht ihm allen Seelenfrieden der Welt.

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