Seit 26 Jahren ist er in Kitzbühel Pfarrer, hat Opfer und Täter des Fünffachmords vom Sonntag getauft. Mit der „Krone“ spricht der Geistliche über schlaflose Nächte und viele Fragen nach der schrecklichen Tat.
Michael Struzynski ist seit mittlerweile 26 Jahren der Gottesmann in Kitzbühel. Die sonst kleinen Sorgen seiner Schäfchen sind seit Sonntag dem Ausnahmezustand gewichen. Seit ein junger Einheimischer aus Eifersucht das Leben seiner ehemaligen Verlobten und weiterer vier Menschen binnen weniger Minuten einfach so ausgelöscht hat.
Die lebensfrohe 19-jährige Nadine und ihren Ex-Freund (25) hat der Pfarrer wie alle Gemeindemitglieder gut gekannt. „Beide Kinder habe ich getauft und gefirmt, kenne die Familien gut“, schüttelt er immer wieder im „Krone“-Gespräch den Kopf.
„Ich kann gar nicht mehr schlafen“
Ständig klingelt sein Telefon - am Apparat tief betroffene Kitzbüheler, die es auch nach Tagen noch immer nicht fassen können. Dass einer von ihnen fünf Menschenleben auf dem Gewissen hat. Auch den Gottesmann selbst „macht die Tat fertig. Ich kann gar nicht mehr schlafen.“
Nadine und ihre Familie werden ein schlichtes Urnenbegräbnis im Ort bekommen. Bei der Totenmesse will der Geistliche nur ganz wenig sprechen - weil er den Wahnsinn auch nicht erklären kann, keine Worte dafür findet. „Warum lässt Gott so was zu?“, wird einer der wenigen Sätze auf dem Friedhof.
Will Andreas E. im Gefängnis besuchen
Den verdächtigen Fünffachmörder plant Michael Struzynski trotzdem im Gefängnis zu besuchen. Dann will der Pfarrer von ihm wissen: „Warum hast du das gemacht?“ Begreifen wird er es freilich wohl nie können ...
Kronen Zeitung
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