„Schimmelschweinchen“

Völlig unbekannter Tierstamm in Bernstein entdeckt

Wissenschaft
10.10.2019 12:49

Konserviert in einem 30 Millionen Jahre alten Stück Bernstein hat der US-Wissenschaftler George O. Poinar Jr. von der Oregon State University ein mikroskopisch kleines Tierchen entdeckt, das man keinem bisher bekannten Stamm des Tierreiches zurechnen kann. Wegen dessen Form und Ernährung hat er dem Winzling die informelle Bezeichnung „Schimmelschweinchen“ verpasst.

Das winzige, nur 100 Mikrometer kleine Wesen gehört wissenschaftlich gesehen zu den wirbelloses Tieren, die rund 95 Prozent aller Tierarten ausmachen. Auf den ersten Blick ähnelt das rundliche, gepanzerte „Schimmelscheinchen“ Bärtierchen oder Milben. Ander als diese besitzt der Winzling, der den wissenschaftlichen Namen Sialomorpha dominicana erhielt, aber nur vier Beinchen. Die zudem keine Klauen tragen, „wie das bei Milben und Bärtierchen (Bild unten) der Fall ist“, so Poinar.

Ein Bärtierchen-Weibchen im Häutungshemd (Bild: Jana Bingemer, Senckenberg Museum Görlitz)
Ein Bärtierchen-Weibchen im Häutungshemd

Lässt sich keiner Tiergruppe zuordnen
„Es gibt keine Tiergruppe, der sich diese Fossilien zuordnen lassen und wir kennen auch keine heute existierenden Nachfolger dieser Wesen“, erläutert Poinar. Damit würden die urzeitlichen Winzlinge nicht nur eine eigene Familie oder Ordnung bilden, sondern sogar einen ganz neuen Tierstamm, so der renommierte Wissenschaftler.

„Ab und zu finden wir kleine, zerbrechliche, bis dato unbekannte fossile Wirbellose in speziellen Lebensräumen. Und gelegentlich - wie im vorliegenden Fall - ist auch ein Fragment des ursprünglichen Lebensraums aus der Zeit vor Millionen von Jahren erhalten“, wird Poinar auf der Website der Oregon State University zitiert. Er spielt damit auf die Tatsache an, dass er in dem Bernsteinstück neben den „Schimmelschweinchen“ auch vielen Pilzsporen, Fadenwürmern und Einzellern fand.

Winzling ernährte sich von Pilzen
Dieser Umstand würde nahelegen, dass sich Sialomorpha dominicana von Pilzen ernährt und offenbar in einer warmen, feuchten Umgebung mit Pseudoskorpionen Pilzen, Fadenwürmern und Protozoen gelebt haben dürfte, folgert Poinar. Viel mehr wisse man über diese winzigen Lebewesen noch nicht, so der Forscher.

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