„Es war Terror“

Stephan B. wollte in Synagoge „Massaker“ anrichten

Ausland
10.10.2019 15:37

Stephan B, der mutmaßliche Doppelmörder von Halle an der Saale, hatte nach Erkenntnissen der Ermittler tatsächlich ein „Massaker“ anrichten wollen. Der 27-Jährige sei zur Synagoge gegangen, „um zahlreiche Menschen zu töten“, sagte der deutsche Generalbundesanwalt Peter Frank am Donnerstag in Karlsruhe. „Was wir gestern erlebt haben, war Terror.“ Nach seinen Angaben hatte der Rechtsextremist bei der Tat am Mittwoch neben Waffen in seinem Auto auch noch vier Kilogramm Sprengstoff. In einem Video (siehe oben) ist zu sehen, wie der 27-Jährige versucht, in die Synagoge einzudringen - und scheitert.

Der Tatverdächtige ist nach Angaben der Ermittler „tief durchdrungen von einem erschreckenden Antisemitismus“ und geprägt von Fremdenhass und Rassismus. Demnach wollte B. mit seiner Tat „weltweite Wirkung erzeugen“ durch das live gefilmte und im Internet übertragene Tatgeschehen und seine Pläne, die er zuvor im Internet verbreitet hatte.

Stephan B. versuchte, die Tür aufzuschießen - und scheiterte. (Bild: twitter.com)
Stephan B. versuchte, die Tür aufzuschießen - und scheiterte.

Er habe sich dabei „in der Tradition vergleichbarer Attentäter“ gesehen, etwa von jenem im neuseeländischen Christchurch, sagte Frank. Dort hatte im März ein Rechtsextremist in zwei Moscheen mehr als 50 Menschen getötet und den Anschlag live im Internet übertragen.

Stephan B. soll ein Blutbad in der Synagoge von Halle geplant haben. (Bild: AFP)
Stephan B. soll ein Blutbad in der Synagoge von Halle geplant haben.

Beweismittel in Wohnung beschlagnahmt
Bei einer Durchsuchung von B.s Wohnung wurden Beweismittel beschlagnahmt, die nun wie die Waffen und Sprengmittel kriminaltechnisch untersucht werden. Auch die gesamte Kommunikation des Tatverdächtigen solle durchleuchtet werden, sagte Frank. Die Ermittlungen würden sich aber einige Zeit hinziehen.

In Wiedersdorf nahe Landsberg durchsuchte die Polizei im Zusammenhang mit der Wahnsinnstat in Halle mehrere Häuser. (Bild: AFP)
In Wiedersdorf nahe Landsberg durchsuchte die Polizei im Zusammenhang mit der Wahnsinnstat in Halle mehrere Häuser.

Stephan B.s Vater hatte sich am Donnerstag gegenüber der „Bild“ geäußert: „Es kam immer wieder zu Streit, meine Meinung zählte nicht. Ich komme nicht mehr an ihn ran.“ Der 27-Jährige war bislang nie aufgefallen, nicht als Rechtsextremist oder durch sonstige radikale Haltungen. Waffen besaß er offiziell auch keine. Die verwendeten Waffen dürfte er selbst gebaut haben.

Einschusslöcher am Eingang der Synagoge (Bild: AFP)
Einschusslöcher am Eingang der Synagoge

Merkel: „Es hätte noch sehr viel mehr Opfer geben können“
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich unterdessen für den Einsatz sämtlicher rechtsstaatlicher Mittel gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus ausgesprochen. Sie sei wie Millionen Menschen „schockiert und bedrückt“ von dem Verbrechen im ostdeutschen Halle, sagte die Kanzlerin am Donnerstag. Sie trauere mit den Familien und Freunden der beiden Ermordeten.

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel besuchte nach dem versuchten Anschlag in Halle eine Synagoge in Berlin. (Bild: AFP)
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel besuchte nach dem versuchten Anschlag in Halle eine Synagoge in Berlin.

„Wir sind nur sehr knapp einem schrecklichen Angriff auf die Menschen in der Synagoge entgangen. Es hätte noch sehr viel mehr Opfer geben können“, sagte sie. Merkel wiederholte ihre Aussage vom Vorabend: „Wir sind froh über jede Synagoge, über jede Gemeinde und alles jüdische Leben in unserem Lande.“

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