Bestürzt über einen „antisemitischen Vorfall“ in Wien hat sich Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), gezeigt. Demnach sei am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein Mitglied des IKG-Kultusvorstands „beleidigt sowie tätlich angegriffen“ worden. Das Opfer, ein Mann, erlitt dabei eine Nasenprellung, wie die Polizei berichtete. „So etwas darf in Österreich nicht passieren“, zeigte sich Deutsch, der am Freitag auch mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen im jüdischen Stadttempel zusammentraf (siehe Video oben), schockiert. Die Ermittlungen laufen.
Die Attacke soll sich in der Tempelgasse in der Leopoldstadt zugetragen haben, kurz nach dem Gebet in der nahe gelegenen Synagoge und nur wenige Stunden nach dem Anschlag im deutschen Halle, bei dem zwei Menschen getötet wurden. Eine jüdische Familie war gerade zu Fuß auf dem Heimweg, als ein 57-jähriger Verdächtiger in einem schwarzen SUV offenbar gerade ausparken wollte. Die Familie musste daraufhin dem Wagen ausweichen, es folgte zunächst ein Wortwechsel zwischen dem Vater und dem Lenker.
Ermittlungen wegen Körperverletzung
Dabei soll der Autolenker den Mann wüst und antisemitisch beschimpft haben. In der Folge wurde der rabiate Lenker offenbar auch noch handgreiflich. Der 57-Jährige soll dem Familienvater mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, laut Exekutive erlitt das Opfer eine Nasenprellung. Der Familienvater erstattete Anzeige bei der Polizei. Nun wird wegen Körperverletzung gegen den Tatverdächtigen ermittelt, so die Exekutive.
Lückenlose Aufklärung gefordert
Die IKG ist in engem Austausch mit dem Opfer und der betroffenen Familie und hat in Absprache Kontakt zu den zuständigen Ministerien aufgenommen, um eine lückenlose juristische Verfolgung und Aufklärung des Vorfalles zu gewährleisen. „Der Kampf gegen Antisemitismus und die Sicherheit unserer Institutionen und Mitglieder muss die absolute Priorität aller Regierungsmitglieder und Ministerien sein“, ergänzte Präsident Oskar Deutsch.
Van der Bellen besuchte jüdischen Stadttempel
Indes stattete Bundespräsident Van der Bellen nach dem tödlichen Angriff auf die deutsche Synagoge am Freitag dem jüdischen Stadttempel in Wien einen Besuch ab, traf dort auch auf IKG-Präsident Deutsch und legte in der Gebetsstätte ein Gesteck mit weißen Rosen nieder. Jeder einzelne sei im Kampf gegen den Judenhass gefordert, meinte Van der Bellen.
„Antisemitismus ist einfach blöd“, erklärte der Bundespräsident und wies darauf hin, dass „in einzelnen Ländern der Rechtsextremismus zugenommen“ habe. Zur Situation in Österreich sagte er: „Es wird wohl einen harten Kern von Antisemiten geben.“
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