Ausbruchsversuch
IS-Häftlinge rebellieren gegen kurdische Aufseher
Offenbar nützt die bereits als besiegt geglaubte Terrormiliz Islamischer Staat die Wirren des kurdischen Kampfes gegen die türkischen Truppen in Nordsyrien, um sich wieder zu sammeln und aktiv zu werden. Mehrere Terrorangriffe in den vergangenen Tagen tragen die Handschrift des IS. Am Freitag ist es in einem Lager für IS-Frauen und ihre Kinder zu einem Aufstand und gleichzeitigem Ausbruchsversuch gekommen. Der Aufruhr (siehe Video oben) konnte aber durch die kurdischen Sicherheitskräfte niedergeschlagen werden.
Seit dem Aufruf des IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi an seine Anhänger im September, die gefangenen IS-Kämpfer und ihre Familien aus den Gefangenenlagern in Syrien und dem Irak zu befreien, gab es vermehrt Berichte über Angriffe auf Wächter, Protestaktionen, Fluchtversuche und Morde.
Das Institute for the Study of War warnte vergangene Woche in einem Bericht, die IS-Miliz versuche, Wachen zu bestechen und Frauen aus den Lagern zu schmuggeln. Vermutlich bereite die Gruppe „koordiniertere und komplexere Einsätze“ vor, um ihre gefangenen Anhänger zu befreien, warnte das Forschungsinstitut. Auch besteht die Sorge, dass sich die IS-Anhänger in den Lagern neu gruppieren.
Angst vor „Metastasen“ des IS
Die Ängste vor einem Wiedererstarken des IS könnten sich tatsächlich bestätigen, wenn der Vormarsch der türkischen Truppen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) zu einem Rückzug zwingt. Die IS-Miliz sei weiter eine Bedrohung und könnte bald „Metastasen“ bilden, wenn die YPG gezwungen sei, „ihre Aufmerksamkeit und Ressourcen für eine Schlacht zur Verteidigung gegen die Türkei umzuleiten“, warnt Sam Heller von der International Crisis Group. Auch die kurdische Autonomieverwaltung, die den Nordosten Syriens kontrolliert, warnt, dass eine türkische Offensive den Anti-IS-Kampf um Jahre zurückwerfen werde.
„Der Kampf gegen den IS ist nicht vorüber“, sagt Abdulkarim Omar, der die Autonomieverwaltung in auswärtigen Fragen vertritt. „Es gibt hunderte Schläferzellen in den jüngst befreiten Gebieten.“ Auch die US-Streitkräfte hatten seit der Einnahme der letzten IS-Bastion am Euphrat wiederholt gewarnt, dass die Dschihadisten sich neu sammeln könnten, wenn der Druck der Staatengemeinschaft auf die Extremistengruppe nachlasse.
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