Sigrid Maurer gilt für viele als Feindbild und als unüberwindliche Hürde auf dem Weg zu einer möglichen türkis-grünen Koalition. Sie ärgert sich, dass alle über sie und nicht mit ihr reden. Die „Krone“ hat sie zum Interview gebeten.
„Krone“: Frau Maurer, es ist nun oft die Rede davon, dass eine türkis-grüne Zusammenarbeit an Ihnen scheitern könnte. Sie werden als Schreckgespenst und als Gottseibeiuns aller nicht ganz Linken hingestellt. Sind Sie der Stolperstein für eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen?
Sigrid Maurer: Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, ich bin nämlich eigentlich eine ganz Nette. (Lacht) Es wäre absolut unvernünftig, nicht in Gespräche mit der ÖVP einzutreten. Wir sind ja nicht aus Spaß angetreten, wir haben eine Verantwortung - das habe ich schon am Wahlabend gesagt.
Da haben Sie aber auch eine „komplette Wende“ von der ÖVP verlangt. Ist es angebracht, dass eine 14-Prozent-Partei der 37-Prozent-Partei ausrichtet, was diese gefälligst zu tun hat?
Dass mit den Grünen ein Mitte-rechts-Kurs nicht fortgesetzt werden kann, ist logisch. Aber das ist keine Einbahn.
Das heißt, die Grünen müssen sich auch bewegen?
Ja, das liegt in der Natur einer Koalition. Wenn man etwas erreichen will, ist immer ein Kompromiss notwendig. Wir treten jetzt in die Gespräche ein und werden sehen, was geht.
Werden Sie im grünen Sondierungs- oder Verhandlungsteam dabei sein?
Das werden wir dann sehen, das ist noch nicht entschieden.
Oft ist nun auch die Frage zu hören, wie viel Handlungsspielraum Grünen-Chef Werner Kogler innerhalb der eigenen Partei hat. Oder ob ihm die Wiener bei möglichen Verhandlungen mit der ÖVP in die Parade fahren.
Der tolle Wahlerfolg ist zu einem großen Teil Werner Kogler geschuldet. Er hat auch die Öffnung der Partei geschafft. Er hat das vollste Vertrauen der Partei, er wird die richtigen Entscheidungen treffen, und er wird auch wissen, wann er wen einbinden muss.
Kommen wir noch einmal zu Ihrem Image zurück. Sie werden vor allem von rechts angefeindet. Der Linzer FPÖ-Vizebürgermeister hat Sie auf einem Facebook-Posting mit Messer-Attacken in Verbindung gebracht. Wie reagieren Sie darauf?
Solche Hetze begleitet mich schon sehr lang, sie richtet sich aber auch selbst und trifft mich nicht persönlich. Ich engagiere mich stark gegen Hass im Netz, und ich weiß, dass andere betroffene Personen sich nicht so wehren können, weil sie nicht die Öffentlichkeit haben. Meine Botschaft lautet: Ihr kriegt mich nicht still und auch nicht klein. Ich bin eine, die ihre Meinung sagt.
Die „Krone“ bekommt, wenn es um Sie geht, immer wieder Leserbriefe mit dem Tenor: Die soll sich nicht so anstellen, wenn sie kritisiert wird, immerhin hat sie ja auch den Stinkefinger gezeigt. Gemeint ist damit Ihr Posting aus dem Jahr 2017, nachdem die Grünen aus dem Parlament geflogen sind, das Sie mit Sektglas und eben ausgestrecktem Mittelfinger zeigt. Bereuen Sie das?
Ich würde das heute nicht mehr so machen. Der Zeitpunkt war extrem ungünstig. Das war keine Nachricht an die Wähler, sondern an die Hassposter. Es war damals gerade die Zeit der #MeToo-Debatte, und ich war am Vortag bei einer TV-Diskussion, danach wurde ich mit Hasspostings nur so zugeschüttet. Es war so unglaublich viel und so massiv, ich bin mit dem Löschen gar nicht mehr nachgekommen. Und da habe ich dann das Bild online gestellt. Das wurde dann verzerrt dargestellt, aber ich kann verstehen, dass manche sich dadurch vor den Kopf gestoßen fühlten. Meine Botschaft war aber nur an die Hassposter gerichtet, an Männer, die mir eine Vergewaltigung gewünscht haben.
Doris Vettermann, Kronen Zeitung
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