Sie war gut behütet, umsorgt, geliebt - genauso wie ihre vier Schwestern und zwei Brüder. Das erzählen die Bewohner des kleinen im Nebel versunkenen Ortes im Waldviertel am Montag. So viel gelacht haben die Kinder der streng religiösen Eltern aus Deutschland, so wohlerzogen waren sie. Doch Maria (13) musste - wie berichtet - sterben, weil ärztliche Hilfe in Mamas und Papas Welt verpönt war. Mordverdacht - weiter U-Haft!
Warum musste Maria (alle Namen von der Redaktion geändert) sterben? Freilich, die 13-Jährige litt an einer schweren chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung. Doch helfen durfte ihr niemand. Weil Manuel (39) und Sarah (35) - ihre Eltern - das aufgrund ihrer Religion „nicht machen durften“. Denn nur Gott lenke und entscheide über Leben und Tod.
Nachbarn: „Sie waren alle überglücklich und lebensfroh“
Manuel und Sarah haben ihr halbes Leben lang für das Leben gekämpft - gerne ihren Nachbarn in ihrer neuen Heimat im Waldviertel davon erzählt. Sie waren in Afrika Missionare, haben Brunnen und Häuser gebaut. Maria war damals als Baby dabei, Bilder im Internet aus dem heißen Ghana zeigen die Kleine am Arm ihrer Mama. Schauplatzwechsel zurück zum „Tatort“. Hier, in diesem desolaten Haus, sollen Mama und Papa zugesehen haben, wie eines ihrer Kinder stirbt. Hier, wo sie sieben Kinder unterrichtet haben. Weil Gott die Schule verbietet! Erika und Hermann Rotter (Nachbarn) verstehen die Welt nicht mehr: „Sie waren alle großartig, die Kinder, die Eltern - alle überglücklich und lebensfroh!“
Kein schlechtes Wort fällt hier über diese Familie. Sechs Kinder werden derzeit in einem Institut betreut - das jüngste, im Gefängnis geborene Geschwisterchen wird nach der Verhaftung von Sarah Ende September hinter Gittern in der Justizanstalt Krems betreut. Was bleibt: Mordverdacht! Und ein Grab - mit verwelkten Blumen, ohne Kreuz, ohne Bild, ohne Worte. Einfach zugeschüttet.
Sandra Ramsauer, Kronen Zeitung
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