Nach den Messerattacken eines 33-jährigen Asylwerbers am Montag in Oberösterreich, bei der ein 63-jähriger Altbauer starb und ein 32-jähriger Betreuer lebensgefährlich verletzt wurde, hat der Bürgermeister von Leopoldschlag das Aus für die Einrichtung gefordert. Mit Erfolg. „Aufgrund des Vorfalles beschleunigen wir die Verlegung der Bewohner in andere Quartiere“, erklärte das Rote Kreuz Dienstagmittag. In Abstimmung mit dem Land Oberösterreich solle dieser Vorgang noch in dieser Woche abgeschlossen sein.
Der Ortsteil Wullowitz (Leopoldschlag) steht unter Schock: Ein zweifacher Familienvater war am Nachmittag in die Unterkunft gekommen und hatte erst einen 32-jährigen Rotkreuz-Mitarbeiter angegriffen, der ihn aus dem Haus verweisen wollte. Auf seiner anschließenden Flucht auf dem Fahrrad stahl er schließlich den Wagen eines 63-Jährigen, dem er tödliche Stichverletzungen zuführte.
Verhältnis von Flüchtlingen zu Ortseinwohnern nicht ideal
„Eigentlich war es im Flüchtlingsheim gut gelaufen bis jetzt. Das Rote Kreuz hat die Einrichtung seit Ende 2015 gut betreut. Doch das Verhältnis zwischen Asylwerbern ist nicht ideal: Es sind derzeit 20 Flüchtlinge untergebracht bei nur 60 Einwohnern im Ortsteil Wullowitz“, sagte Hubert Koller Montagvormittag im Gespräch mit krone.at. Einzig der Vorfall bei der Führerscheinprüfung hätte für Aufsehen und Diskussionen im Ort gesorgt, meinte er zu krone.at weiter. „Doch dieses Delikt war nicht so tiefgreifend, dass Bürger damals schon Konsequenzen gefordert hatten“, so der ÖVP-Politiker.
Doch das sei nach dem aktuellen Vorfall (mit einem Toten und einem Schwerverletzten) nun anders. Die Lage des Heims an der tschechischen Grenze sei laut Auskunft des Bürgermeisters ohnehin alles andere als optimal, die schlechte Anbindung an den öffentlichen Verkehr hält er für problematisch. Am Wochenende fahre überhaupt kein Bus.
Schließung wäre erst für Anfang 2020 vorgesehen gewesen
Laut Aussage des Roten Kreuzes wäre ein Ende der Unterbringung von Asylwerbern in Wullowitz ursprünglich erst im ersten Quartal 2020 vorgesehen gewesen. Nun solle dies noch in dieser Woche passieren. „Das Rote Kreuz ist von diesem Vorfall tief betroffen. Die Sicherheit der Mitarbeiter steht an erster Stelle. Unsere Gedanken sind bei dem verletzten Mitarbeiter, seinen Angehörigen, seinen Kollegen, den Angehörigen des Getöteten und auch bei der Familie des Angreifers“, so das Rote Kreuz in der Aussendung. Mitarbeiter der Krisenhilfe würden sich derzeit um die psychische Betreuung der Bewohner kümmern.
Landessicherheitsrat wird bereits diese Woche einberufen
Aufgrund des Vorfalls nimmt nun auch die Einberufung eines Landessicherheitsrats konkrete Formen an: Nachdem der blaue Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner noch Montagabend eine dementsprechende Forderung formuliert hatte, kündigte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer diese noch für diese Woche an. Bei einer Pressekonferenz zu diesem Thema wünschten sie dem noch immer in Lebensgefahr schwebenden Betreuer eine gute Genesung. Den Angehörigen des getöteten Altbauern wurde das Mitleid ausgesprochen. Lob gab es für die Polizei für den raschen Fahndungserfolg.
Stelzer: „Flüchtlinge nicht pauschal verurteilen“
Stelzer zeigte sich „zornig und erschüttert, weil ein Mann, dem unser Land Schutz und Sicherheit bietet, so etwas Bestialisches verbrochen haben soll“. Die Entscheidung über das Asylverfahren solle wegen „Gefahr im Verzug“ vorgezogen werden. Dennoch dürfte man Flüchtlinge nicht pauschal und undifferenziert verdächtigen oder gar verurteilen".
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